”Bleeding October” 03
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Als Col am nächsten Morgen erwachte, entwich ihm zuerst ein tiefes, schmerzhaftes Stöhnen ... er fühlte sich, als ob er einen Tag im Fitneßstudio verbracht hätte oder gerade den schlimmsten Kater seines Lebens hatte. Doch er hatte doch am Abend nichts getrunken ? Matt und deutlich entkräftet, hob er den Kopf und sank wieder zurück, als sich alles um ihn drehte ... er brauchte einige Minuten, um die Schwärze wieder zu vertreiben und sich schließlich aufzusetzen, tief durchzuatmen und dann in das Bad zu schleichen. Dort erschrak er regelrecht bei seinem Anblick und schüttelte sacht den Kopf ... erleichterte sich dann und zischte leise auf, stützte sich an der Wand ab und zog die Brauen tief in seine Augen. 'Col ... sag mal, was ist mit dir los ?! Du siehst aus wie eine wandelnde Grippeleiche oder fünf Tage nicht geschlafen, deine Glocken bimmeln, als ob du einen Hobelmarathon ausgefochten hättest und gleichzeitig bist du matt wie sonstwas und befriedigt wie nach drei Kerlen ??' Leise Gedanken, die ihm durch den Kopf geisterten, als er sich unter die Dusche stellte ... sich schließlich dazu durchrang, die Temperatur zu wechseln und dadurch seinen Kreislauf wieder ein wenig anzuregen. Dann kam ihm eine Erinnerung ... ein geflügelter Schatten mit rotglühenden Augen, der die unglaublichsten Sachen mit ihm anstellte. Allein schon der Gedanke daran sorgte dafür, daß ihm heiß und kalt wurde – nur mit Mühe gelang es Col, sich wieder zu beruhigen und er schüttelte den Kopf, daß so ein Alptraum ihm scheinbar mehr als nur feuchte Träume gebracht hatte. Noch immer in diesen Gedanken, trocknete er sich ab und erledigte die übliche Morgentoilette – zog dann seine übliche Kleidung an und bestellte noch ein Frühstück, widmete sich wieder den Aufzeichnungen und nickte, als er schließlich mit dem inzwischen gebrachten Frühstück fertig war. Noch immer ein wenig schwach auf den Beinen, doch inzwischen schon etwas sicherer, packte der junge Forscher, bezahlte und fuhr dann zum Bahnhof .. dort nahm er den erstbesten Zug, der in den kleinen, verschlafenen Ort fuhr, in dessen Nähe das alte Kloster lag, in dessen Katakomben der Sarkophag des Ritters begraben lag.
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Sha'kafir blieb auch diesmal Col auf den Fersen und hatte sich im letzten Moment noch an den Zug gekrallt. Er kletterte auf das Dach des fahrendes Zuges und setzte sich dann genau dort hin, wo Col in seinem Abteil saß. Der Zug fuhr nicht sonderlich schnell, daß Sha'kafir irgendwelche Probleme dort oben bekam. Er genoss den Wind, der sein schwarzes Haar noch mehr zerzauste, welches im Sonnenlicht den feinen Benzinschimmer zeigte. Langsam schloß er die Augen und wartete darauf, daß der Zug endlich an seinem Bestimmungsort ankam.
Es dauerte seine Zeit, doch irgendwann stand Col dann auf der Landstraße vor dem alten, marodem Wegweiser, wo grad noch so das Zeichen eines Klosters zu erkennen war. Natürlich bekam er hier nirgends ein Taxi. Tiefste Wallachei. So mußte er wohl doch zu Fuß gehen und die Sonne hatte längst ihren Höhepunkt überschritten. Ob er wohl noch vor Einbruch der Dunkelheit im Kloster ankommen würde ? Dort eine Unterkunft zu erhalten, war nicht das Schwerste gewesen, ein kurzes Telefonat mit dem Klostervorsteher und es war geregelt. Man freute sich sogar schon auf ihn, da er das kleine Kloster wohl wegen seiner Forschung bekannter machen würde. Da konnte also Col schon einmal froh sein, daß er Hilfe erwarten konnte und nicht sowas wie die Bullen in London.
Und genau dieser Gedanke schwirrte durch den Kopf des jungen Forschers, als er am Eingang klopfte und fast sofort ein freundlicher Mönch öffnete und ihm den Trolli abnahm, die Türe hinter ihm wieder schloß und ihm durch das Kloster vorging. Der Mönch führte ihn sofort in eine gemütliche Zelle, die auch – wider Erwarten – elektrisches Licht hatte und ließ Col einige Minuten, um sich umzuziehen und kurz frisch zu machen ... führte ihn dann gleich zum Abt und auch dieser hieß Col mehr als nur freundlich willkommen. Der junge Forscher hatte sehr schnell erklärt, wieso er hier war und zeigte dem alten Abt nicht nur die Statue, sondern auch die Aufzeichnungen ... er hielt auch nicht damit zurück, daß er befürchtete, daß ein Mörder dem Artefakt auf der Spur war, denn die Morde deuteten alle darauf hin. Auch der alte Priester hatte von den Morden gehört, denn sie hielten sich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden – doch er beruhigte Col und sagte ihm, daß er sich nun erst einmal ausruhen solle und Morgen könne er nach dem Sarkophag sehen, etwas, das den jungen Forscher wirklich beruhigte und mit einem Lächeln verabschiedete er sich wieder und ging zurück in seine Zelle, um sich dort kurz zu waschen und ein wenig zu ruhen, denn die Herreise hatte ihn doch ein wenig mehr angestrengt, als er zugab.
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Die Nacht legte sich über das kleine Dorf in Frankreich, tauchte das Kloster in wirrste Schatten ein und auch dessen Friedhof mit Gruft. Es war ein großer, aufgeschütteter Hügel, eingezäunt mit schweren, silbernen Gittern. Der Friedhof sah einerseits recht gepflegt aus, jedoch nur die Wege waren so. Andererseits wurde an dem Grundbild nichts geändert, war ein Grabstein umgefallen oder etwas abgebrochen, so blieb das auch so. Die Gruft stand in der Mitte und die Wege gingen strahlenförmig von ihr weg. Hier und da standen einige Engelstatuen. Die Größte davon hatte ausgebreitete Arme und riesige Flügel, ein weit fallendes Gewand und sah bittend zum Himmel, als würden ihre vorgestreckten Hände etwas erflehen. In diesen Armen räkelte sich Sha'kafir, einmal mehr mit einer Zigarette im Mund. Seine Augen durchschnitten die Dunkelheit auf der Suche nach etwas. Er hatte weniger Mühe in dem Zwielicht, das ihm Mond und Sterne boten, etwas zu sehen. Für die kühle Schönheit des Nachtgestirns hatte er kein Auge übrig. Seine Finger strichen über den Stein der Statue und er sah den Engel an und lachte kurz abfällig auf. Doch auch dieses konnte nicht davon ablenken, daß er nicht fündig wurde. Er konnte sich nicht an den Namen erinnern, den er auf den Grabsteinen suchen mußte. Seufzend stellte er fest, daß er wieder nichts Anderes tun konnte, als zu warten. Somit lehnte er sich zurück und sah jetzt doch zu den Sternen hinauf.
Zur gleichen Zeit wand sich Col in den eher rauheren Laken seiner Klosterpritsche und klammerte sich an die Bettdecke ... unruhig warf er den Kopf immer wieder zur Seite, ehe ein leiser, an ein Stöhnen erinnernder Laut seine Lippen verließ und ungehört verhallte. Er träumte ... sein Unterbewußtsein hatte nicht eine Sekunde des herrlich erregenden Erlebnisses vergessen, das er mit dem Vampir geteilt hatte – sandte ihm nun Bilder und Gefühle, die sein Innerstes aufpeitschten und ihn hilflos zurückließen, bis er mit einem leisen Wimmern erwachte und sich ergoß. Schwer keuchend, versuchte Col verzweifelt, sich zu erinnern ... schemenhafte, undeutliche Bilder, doch mehr als nur eindeutige Gefühle rangen noch in ihm, verschwammen nur langsam wieder und ließen ihn bebend zurück. 'Mon dieu ... [mein Gott]... was ... merde [Scheiße], so einen Traum hatte ich noch nie. Und verflixt noch eins, so gewaltig gekommen bin ich auch noch nie durch einen Traum ..?' Leise, ein wenig verwirrte Gedanken Cols, als er versuchte, sich zu beruhigen und zu ordnen – dabei auch in den Samen faßte, der in den Bettlaken klebte und ihm die Schamesröte ins Gesicht trieb. Schnell stand er auf und nahm den Waschlappen – feuchtete ihn an dem Waschbecken an der Seite an, säuberte zuerst sich und dann das Bett, ehe er sich wieder hinlegte und noch immer mit hochrotem Gesicht versuchte, einzuschlafen. Doch nach einer halben Stunde gab er auf – seufzte leise, zog seine Kleidung an und setzte sich auf das Bett, um noch einmal die Daten in seinem Laptop durchzugehen und leise gähnend rauszufinden, was ihn nun erwartete.
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Am nächsten Morgen schrak Col erst wieder auf, als die Glocken zum Morgengebet läuteten ... erneut gähnend, legte er seine Notizen beiseite, klappte den Laptop zu und steckte ihn in die Umhängetasche, fischte alle Zettel zusammen und steckte auch diese ein, ehe er noch einmal nachfühlte, ob die Statue in der Tasche lag. Erst dann zog er die Schuhe an und verließ seine Zelle – folgte den Stimmen durch die langen Gänge und nickte, als er in einem Raum ankam, in dem die Mönche frühstückten. Auf den freundlichen Wink des Abtes setzte er sich zu ihm und begrüßte ihn mit einem leisen Morgengruß ... nahm sich dann ebenso wie die Anderen eine Scheibe Brot, etwas Butter und eine Scheibe Käse, trank mit Genuß den milden Kräutertee und unterhielt sich leise über dies und das. Erst, als das Frühstück beendet war, stand der alte Abt auf und bedeutete Col, ihm zu folgen ... ging ihm langsam vor, bis sie in der Bibliothek ankamen und nahm von einem der hintersten, leicht verstaubten Regale einen uralten, ledergebundenen Band hervor, den er auf eines der Pulte legte und ihn aufschlug. "Dies sind die Aufzeichnungen eines Bruders, der die Beisetzung des Ritters überwachte und dessen letzte Wünsche zur Erfüllung brachte. So edel der Lebenswandel und auch der Tod des Ritters waren, so seltsam waren seine letzten Wünsche ... er wollte, daß sein Sarkophag mit Silber ausgekleidet sei, in das Kreuzzeichen gemeißelt sein sollten. Ebenso verlangte er, in vollem Harnisch mit all seinen Waffen beerdigt zu werden und auch das Schriftstück, das er mit seinem Leben erkämpft hatte, sollte mit ihm beerdigt werden. Hier, da steht es – sehen sie, Monsieur Manassier .... ein Schriftstück, das er in einer geweihten Silberhülse in der Hand trägt." Noch während der Abt sprach, war Col nähergekommen .... las nun selbst in den Aufzeichnungen und nickte unmerklich, ehe er den Laptop herausholte und dort eine Seite aufrief, die fast den gleichen Wortlaut aufzeigte, also ein Testament zu sein schien. Nach einigen weiteren Gesprächen mit dem Abt erhielt Col die Erlaubnis, mit seiner Digitalkamera Fotos der Seiten zu schießen und lud sie auch gleich in den Laptop ein – seufzte innerlich leise und bat den Abt schließlich, den Sarkophag sehen zu dürfen. Mit einem Nicken räumte der alte Abt das Buch wieder in das Regal zurück und ging ihm vor ... wies noch ein paar der jüngeren, stärkeren Mönche an, mit ihnen zu kommen und betrat den Friedhof, bis sie schließlich vor der Gruft hielten. Mit einem uralt scheinenden Schlüssel öffnete der alte Abt die Türe der Gruft und die jungen Mönche halfen, die schwere Türe nach außen zu ziehen – folgten dann ihrem Abt und dem jungen Forscher in das Innere, bis hinab zu den Gruften, bis sie schließlich vor einem riesigen Steinsarkophag hielten, dessen Oberfläche ein Schild, ein Schwert und ein riesiges Kreuz zeigte, ebenso wie das Wappen des Ritters. Auf einen Wink des alten Abtes hin hoben die jungen Mönche den Deckel des Sarkophags auf und schoben ihn zur Seite, bis sie ihn abnehmen konnten – stellten ihn unter lautem Ächzen auf die Seite und sahen ruhig dabei zu, wie der Alte und auch Col sich über den nun geöffneten Sarkophag beugen und leise aufkeuchten. All die Jahre hatten den Leichnam mehr als nur konserviert – er war nicht verfault, wie die Meisten es würden, sondern ausgetrocknet und mehr als nur gut erhalten geblieben, etwas, das den Forscherdrang in Coligny weckte. Doch er rief sich schnell zur Ruhe und bekreuzigte sich – bat um Verzeihung und nahm dem Ritter die Silberhülse aus der Hand, trat zurück und nickte zu den jungen Mönchen, damit diese den Sarkophag wieder verschließen konnten. Dann folgte er dem Abt wieder in dessen Arbeitszimmer, während die Gruft wieder verschlossen wurde – setzte sich mit ihm an dessen Schreibtisch und gab ihm die Hülse, damit der Alte sie öffnen und den Inhalt herausholen konnte. Nach einem kurzen Gebet tat der Abt schließlich, worum er gebeten worden war – nahm ein Pergament heraus, das sich langsam entrollte und schließlich auch einen Edelstein, der von solch ungewöhnlicher Form und so dunkel wie kristallines Herzblut war, daß er sich sofort bekreuzigte. Col selbst schluckte – dann machte er sich daran, das Pergament zu lesen und holte schließlich die Statue hervor, nahm den Edelstein und setzte ihn in eine der Mulden, in welche er sofort paßte und auch unverrückbar dort blieb. "Das ist Hexenwerk, Monsieur Manassier ....." "Ja, das befürchte ich auch, ehrwürdiger Abt. Wie sie vielleicht auch gehört haben, ermordet ein Wahnsinniger Museumsdiener und setzt Artefakte in Brand – dies ist nicht das zufällige Werk eines Wahnsinnigen, sondern das eines kaltblütigen Mörders. Alle Toten hatten mit dieser Statue zu tun – oder besaßen Informationen, die ich mir holte, um das Geheimnis dieser Statue zu lösen. Ich möchte sie vervollständigen und dann zerstören – je mehr Informationen ich bekomme, je mehr glaube ich, daß diese Statue und Diejenigen, die sie haben wollen, gefährlich sind." Der alte Abt nickte ... er hatte sich schon so etwas Ähnliches gedacht und teilte seine Befürchtungen nun auch dem jungen Forscher mit, denn er wußte etwas, das sonst Niemand geahnt hatte. Mit leicht zitternden Händen nahm er aus einer Schublade seines Schreibtisches ein geöltes Stück Pergament heraus - faltete es auf und reichte es Col, der es mit gerunzelter Stirn nahm und zu lesen begann. Sein Gesicht verlor immer mehr Farbe, je länger er las – dann wisperte er ein leises "Mon dieu ... das .. nun ergibt das Alles endlich einen Sinn ! Ehrwürdiger Abt, darf ich davon auch ein Foto machen ?" Der Alte winkte nur müde ab und lächelte ... legte seine Hand auf die des Jüngeren und nickte, ehe er leise zu ihm sprach. "Nimm es mit, mein Sohn – ich denke, es wird dir gute Dienste leisten auf der Suche nach den anderen Steinen. Ich bin froh, daß dieses Stück Teufelshandwerk nicht mehr in den geheiligten Mauern dieser Abtei verwahrt werden muß, sondern seiner Bestimmung entgegensieht. Gehen sie sorgsam damit um und Gottes Segen sei mit ihnen."
Mit einem Nicken verabschiedete sich Col und stand auf – rollte das Pergament wieder zusammen und steckte es in die Silberhülse, faltete auch das geölte Pergament und legte nun Beides in seine Umhängetasche, ehe er aus dem Zimmer trat und in seine Zelle zurückging, um dort zu packen. "Das wird noch eine lange Reise, Col – stell dich darauf ein, daß du nun endlich die Feldforschung haben wirst, die du immer haben wolltest. Und zwar alles." Dann seufzte er leise auf seine eigenen Worte und nahm sein Gepäck auf – ging zur Pforte und dankte dem Mönch dort, daß dieser ihm ein Taxi gerufen hatte und wartete Draußen darauf, daß das Fahrzeug endlich ankam.
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Sha’kafir war der kleinen Gruppe zur Gruft gefolgt, hatte sich aber so versteckt, dass ihn niemand sehen konnte. Aber was jetzt im Kloster abging, entzog sich seiner Kenntnis. Das wurmte ihn und er ging auf die Lauer. Irgendwo weit hinter sich hörte er plötzlich ein Auto. Er drehte sich um und sah dem Wagen entgegen. Ein Taxi ? Verwirrt sah er zurück zum Kloster. Da stand dann auch schon Col, der wohl auf das Taxi wartete. Böse lächelnd, schwang sich Sha’kafir vom Baum und legte ein Wahnsinnstempo vor. Bald hatte er das Taxi erreicht, aber so, dass niemand vom Kloster aus es bereits hätte sehen können. Er stoppte den Wagen, woraufhin der Taxifahrer dachte, dass das sein Fahrgast war. Sha’kafir hatte wenig Mühe sich des Mannes zu entledigen. Das Gute dabei war, dass er noch zu einer Mahlzeit kam. Er schnappte sich die Jacke und die Mütze des Fahrers, setzte sich hinters Lenkrad und fuhr weiter. Ein paar Minuten später stand dann das gelbe Auto vor Col.
Ein unwillkürlicher, leiser Schauer rieselte über das Rückgrad des jungen Forschers, als das Taxi vorfuhr ... doch dann stieg er einfach nur ein und legte sein Gepäck neben sich, wies den Fahrer in akzentfreiem Französisch an, zum nächsten Bahnhof zu fahren und seufzte leise, als er die Augen schloß und sich anschnallte. 'Du mußt mehr schlafen, Col ... jetzt kriegst du sogar bei einem Taxifahrer eine Gänsehaut. Gut, er ist ein wenig unheimlich, weil er so groß ist, aber deshalb brauchst du nicht gleich den Teufel an die Wand zu malen. Überlege dir lieber, wo du als Erstes hinfährst ....' Leise, etwas selbstironische Gedanken, die durch Cols Kopf geisterten – dann nickte er nur unmerklich und nahm seinen Laptop heraus, denn die Fahrt würde noch eine Weile dauern und er mußte die letzten Weisungen des Ritters durchlesen und anhand der Namen der Ritter, denen er die übrigen Edelsteine zur Verwarung anvertraut hatte, herausfinden, wo diese beerdigt waren und ob auch sie in ihren Särgen die Edelsteine schützten.
Sha’kafir wurde, je länger er fuhr, immer unruhiger. Er spürte die Macht, die Col umgab, begleitet von dem feinen, süßen Geruch des Blutes. Er sah immer wieder in den Rückspiegel und zu Col, was der tat. Er versuchte hin und wieder einen Blick auf dessen Unterlagen zu erhaschen. Aber dabei kam nicht wirklich was bei herum. Irgendwann passierte das Taxi ein Ortschild und war dann wenige Minuten später am Bahnhofsgelände. Die wartenden, freien Taxis standen direkt vor dem Haupteingang des Bahnhofs, die Taxen, die ihre Fahrgäste zum Bahnhof brachten, hatte eine abgelegenere Zone, der einen direkten Durchgang zu den Gleisen hatte. Der Platz war im Moment leer, kein anderer Fahrgast hetzte zum Zug und kein anderes Taxi stand hier rum. Sha’kafir hielt den Wagen an und ließ Col aussteigen, sah den Taxameter an und sagte dann eine Zahl an den Forscher. Dieser kam um das Auto herum zu seinem Fahrerfenster und reichte ihm die Scheine. Sha’kafir griff zu, ergriff dabei aber mehr als nur das Geld, sondern hielt Col’s Handgelenk fest. Nicht einmal mit aller Kraft würde sich Col jetzt losreißen können. Sha’kafir hatte Col bis jetzt auch noch nicht angesehen, sondern drehte erst jetzt seinen Kopf langsam zu ihm und nahm dabei seine Sonnenbrille ab. Ein feistes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus als er den zittrigen Forscher ansah. "Du solltest es behalten...." flüsterte er in einem tiefen, schnurrigem Ton.
Nur ein leises "Du .....?!" entwich den bleicher werdenden Lippen Cols – er dachte gar nicht daran, die Hand wegzuziehen, sondern war wie erstarrt, sah in das Gesicht des Mannes vor sich und fühlte, wie der kalte Schauer in seinem Rückgrad sich in eine kalte Hand zu wandeln schien, die sein Herz einen Moment lang umklammerte. Doch dann kam ein völlig unpassender Gedanke – diese Augen und vor allem diese Stimme brachte etwas in Col zum Klingen, etwas, an das er sich bisher nur in seinen Träumen wieder erinnern konnte. Und erst jetzt, als die Schamesröte in seine Wangen kroch, kam auch Bewegung in ihm – er versuchte verzweifelt, die Hand aus dem Griff zu ziehen und sah sich gehetzt um, ob irgendjemand in der Nähe war, der ihm zu Hilfe eilen konnte.
Sha’kafir’s Grinsen wurde eine ganze Spur bösartiger. "Niemand wird dir helfen und du solltest auch Niemanden um Hilfe bitten, wenn du nicht für desses Tod verantwortlich sein willst." Sha’kafir öffnete seine Hand wieder und ließ Col los. Dieser hatte nun das Kreuz des Abtes vom Kloster in der Hand, wo noch ein wenig Blut dran klebte. Das sollte genügen, um Col zu zeigen, wer die ganzen Leute, die bisher an dem Projekt mit der Statue gearbeitet haben, getötet hatte. "Ich bleib dir auf den Fersen, Junge. Mach keinen Scheiß, dann muss ich nicht grob werden und beende deine Arbeit mit der Statue." drohte er dem bleich gewordenen Forscher.
Col wisperte nur ein leises "Monster .....", das von vielen Gefühlen geschwängert war ... mit zitternder Hand nahm er das Kreuz aus den Fingern des Größeren und schluckte schwer, ehe er nickte und sein Blick wieder härter wurde, Ehrgeiz, Stolz und auch ein gewisser Widerwillen gegen den Anderen erwachten. "Ich werde die Arbeit mit der Statue zu Ende führen – doch nicht, weil du es verlangst, sondern, weil ich es will. Ich weiß so gut wie du, daß du mich brauchst – also höre auf, mich einzuschüchtern, verdammt ! Ich kann so nicht arbeiten ...." Es war nicht nur die Angst, die er fühlte – es waren auch die Erinnerungen, die unwillkürlich mit der dunklen Stimme und der Berührung des Fremden wieder auftauchten, die es Col schwer machten, sich überhaupt zu konzentrieren. Seine schlimmsten Befürchtungen waren wahr geworden – ein Jeder, dem er von der Statue erzählte oder einem Teil davon, war zum Tode verurteilt. Doch das bestärkte ihn nur noch in seinem Verlangen, diesem Irrsinn ein Ende zu setzen – das zu tun, was er sich vorgenommen hatte, seit er das Pergament des Abtes hatte lesen können. Und so preßte er nur noch die Lippen zusammen und drehte sich wortlos um - nahm sein Gepäck, ging zum Bahnsteig und kaufte sich eine Zugkarte in die nächste Stadt, in die er fahren mußte, um seine Forschungen weiterzuführen.
Sha’kafir lachte, als Col gegangen war und lehnte sich im Autositz nach hinten. "Wenn du wüsstest, Kleiner !" Dann machte er die Autotür auf, schnappte sich die Tasche vom Beifahrersitz und ließ das Auto offen stehen. Er wählte diesmal eine etwas bequemere Reise mit dem Zug. Es war etwas zu windig und er wollte sich gern ausstrecken. So hatte er den Beamten am Schalter ‚überredet’ ihm die Karte zu geben und suchte sich dann ein Abteil für sich. Dabei kam er an Col’s vorbei, machte dann einen hämischen Gruß, was aussah wie ein Soldatengruß mit zwei Fingern. Im übernächsten Abteil machte er sich dann breit, legte den Mantel unter sich, rutschte etwas herunter und legte die Schuhe auf der Sitzbank gegenüber ab, zog neben sich den Vorhang des Fensters zu und schloss die Augen.
Col hatte den Gruß nicht erwidert ... es war ihm klar gewesen, daß er ihn ab jetzt als sicht- und unsichtbaren Schatten dabei haben würde, doch er versuchte krampfhaft, diesen Gedanken wieder zu verdrängen und ein wenig auszuspannen. Es gelang ihm auch einigermaßen, als noch andere Fahrgäste zustiegen und er ein wenig mit ihnen redete ... belanglose Dinge, doch sie erleichterten ihn und machten ihm die Fahrt etwas angenehmer.
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Drei Tage waren seither vergangen und mit einem leisen Seufzen sah der junge Forscher auf einen Plan der kleinen, französischen Stadt, in der er nun war ... seine Reise hatte ihn durch mehrere Stadtarchive und Museen geführt, die er aber nur im Stillen genutzt hatte und Niemand erfuhr ein Wort von ihm, was er eigentlich suchte, denn er wollte nicht noch mehr Menschen in Gefahr bringen. In diesen drei Tagen hatte er auch nichts mehr von seinem Verfolger gesehen und so kam es ihm fast wie ein Traum vor, wenn er nicht das Kreuz des Abtes als Erinnerung hätte -–leise aufseufzend verschränkte Col die Arme auf dem Tisch und legte den Arm darauf, denn er war müde und mehr als nur verzweifelt. Wenn er mit Niemand reden durfte, um eine Erlaubnis für Forschungen einzuholen, dann mußte er die Gruft aufbrechen, in welcher der Ritter lag ... ein alter Freund und Kampfgefährte des Ritters, von dem er diese Statue hatte. Es waren noch sieben weitere Kampfgefährten, einem Jeden hatte der Ritter einen der Steine zum Beschützen gegeben – und nun scheiterte Col schon bei dem Ersten, da er nicht das tun wollte, das er schon immer verabscheut hatte: In ein Grab einbrechen und es berauben.
Col konnte plötzlich etwas Gewicht spüren, denn auf seinem Rücken lehnte grad Sha’kafir und beugte sich zu dessen Ohr vor. Bevor dieser aber erschreckt aufschreien konnte, hatte sich schon eine Hand über Col’s Mund gelegt. "Ganz ruhig, Kleiner !" flüsterte Sha’kafir. Er sah sich die Arbeit an, die vor ihnen auf dem Tisch lag. "Ganz gut bisher. Aber du bist zu langsam !" Er ahnte schon, woran Col grad zu verzweifeln schien und lachte leise. "Du kannst ruhig fragen, ob du die einzelnen Särge sehen kannst, eine schriftliche Erlaubnis haste ja auch. Du sollst nur nicht sagen, dass du wegen der Steine, die zu einer Statue gehören, suchst." Er strich Col durch die Haare "Oder bist du nicht fähig, zu lügen ?" Dann ließ er den Forscher los und ging ein paar Schritte zurück, bis er sich auf das breite Sofa des Hotelzimmers fallen ließ, dabei legte er ein Bein auf den Glastisch vor sich, so dass Einiges an Dreck von seinen Schuhen herabfiel und breitete die Arme an der Sofalehne entlang aus. Er sah sich skeptisch die Einrichtung an und grinste überheblich. Sowas nannte sich also Luxus ? Da war er Besseres gewohnt. Er sah wieder zu Col, der bisher eher mechanisch nur mit den Blicken gefolgt war und hatte nur ein Kopfschütteln für ihn über.
"Wenigstens Etwas ... hast du überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ist, an den Mist zu kommen, wenn man Niemandem was sagen kann, weil Derjenige sonst von dir gekillt wird ?! Ist nicht jeder so ein kaltes Arschloch wie du ... und weißt du was ? Wenn es nur ums Lügen geht, daß den Anderen nichts passiert, dann lüge ich dir das Blaue vom Himmel und Keiner merkt mir auch nur ein Stückchen davon an." Leise, ein wenig angefressene Worte Cols – daß der Andere immer so unbemerkt kommen und gehen konnte und sich aufführte, wie ein König persönlich, paßte ihm überhaupt nicht. Langsam klappte der junge Archäologe den Laptop zu und seufzte ... stand dann auf und ging zu dem Bett, zog die Schuhe aus und legte sich hin, denn er war müde. Jedoch nicht müde genug, um sich noch für den Großen auszuziehen und ihm eine Show zu liefern. "Nun verschwinde schon ... ich möchte schlafen, wenn ich weiterhin so wenig Schlaf bekomme, ist Essig mit dem Suchen, ich bin nur ein Mensch. Also, mach die Flatter, lös dich auf, tu sonstwas, aber laß mich allein."
"Tu sonstwas ?" Eine dunkelblaue Augenbraue hob sich, als er die Worte leise wiederholte. Er hatte Col zugesehen, ohne sonst eine Miene zu verziehen Dann lag der Forscher auf dem Bett und sah Sha’kafir herausfordernd an. Als ob sich Sha’kafir von so Jemandem was vorschreiben ließ. Er wartete noch einen Moment. Dann ging alles superschnell. Col konnte nur erkennen, dass Sha’kafir nicht mehr auf dem Sofa saß, bemerkte, dass das Licht plötzlich ausging und dass Jemand neben ihm lag. Nur noch das Licht der Straßenlaterne spendete erwas Licht und tauchte die Szenerie in merkwürdige Schatten. Sha’kafir hielt Col fest, drückte dessen Kopf zurück und leckte über dessen Halsbeuge.
Unterdrückt aufkeuchend, versuchte dieser sich zu wehren und stemmte vergeblich seine Hände an den breiteren Körper, um ihn wegzudrücken – es hatte denselben Effekt, als ob er versuchte, eine Wand zu verschieben, nur daß die nicht warm wäre und spielende Muskeln besäße. Doch mit jedem Herzschlag versiegte die Gegenwehr Cols mehr und er keuchte erneut auf ... doch diesmal aus einem anderen Grund, denn dieses Lecken, die Nähe des Anderen, weckten schlummernde Erinnerungen in ihm, die ihm die Schamesröte ins Gesicht trieben. "Bitte ... bitte geh, laß mich ....." Leise gewisperte Worte ... auch wenn sie ungehört verhallten, sein Körper längst etwas Anderes wollte.
Sha’kafir ließ sich dann doch kurz wegdrücken, blieb zwar vor ihm liegen und betrachtete ihn, ging aber nicht weg. Er sah skeptisch an Col herab und schüttelte den Kopf. "Nicht, bevor ich meinen Durst gestillt habe..." und dann begann auch die Verwandlung. Inzwischen war es auch im ganzen Zimmer kühler geworden, doch etwas Anderes würde Col’s Blut schon warm machen. Als sich die Flügel zu formen begannen, drehte Sha’kafir Col auf den Rücken und setzte sich auf ihn. Kurz darauf waren Beide in einer Federkuppel eingeschlossen und die gewachsenen Fänge suchten sich ihren Weg zu Col’s süßem Blut. Das ging insgesamt recht hektisch, aber Sha’kafir hatte auch nicht den Sinn für sowas übrig. Er wusste, wie er seine Opfer anheizte und das schnell und gezielt. Somit ließ er Col wieder keine Zeit, sich an die Reizungen zu gewöhnen, sondern begann ihn regelrecht mit Reizen zu überschütten. Federn streiften über nackte Haut, kalte Finger suchten sich ihren Weg zwischen Col’s Beine und der kalte Atem auf der feuchten Haut der Halsbeuge heizten das Blut wirklich an. Sha’kafir hörte das Rauschen in den Adern und stöhnte unwillkürlich leise auf, was sich sofort in ein dunkles Schnurren verwandelte. Dann schmeckte er auch schon das erste Blut für die heutige Nacht und die war noch jung....
Leise aufwimmernd, erschauerte der Schlanke und seine Versuche, sich zu wehren, erstarben ebenso wie sein Willen und sein Denken. Ihn durchflutete reine Erregung und machte sogar den leisen Schmerz des Bisses erträglicher. Mit geschlossenen Augen krallte Col die Finger in das Laken und wimmerte ein weiteres Mal, als die Bemühungen des Großen Früchte trugen und Cols Männlichkeit sich verhärtete. Im selben Zuge entspannte sich sein übriger Körper und ein leises Stöhnen entkam seinen Lippen. Unvermittelt striffen die Finger Cols über die weichen, dunklen Federn ... erneut aufstöhnend, strich er weiter hindurch und zog sie etwas näher, kuschelte in die weiche Wärme und reagierte sichtlich darauf, ebenso wie auf das immer wieder zu fühlende, sachte Streifen der scharfen Krallen und der weichen Fingerkuppen.
Anscheinend gefiel dem Kleinen das doch sehr gut. Registrierend nickte der Vampir und drückte sich nun etwas von Col ab, senkte seine Flügel dabei, dass ihm Col keine Feder herausriss. Er nutzte längst seine Klauen nicht mehr dazu, Col festzuhalten, denn der würde ihm eh nicht weglaufen. Eine Klaue wanderte an der linken Seite zu Col’s Po hinab, die Andere widmete sich der Brust des Jungen und auch Sha’kafirs Zungenspitze wanderte vom Hals weg zur Brust. Mehrere Male umkreiste die kühle Zunge die warme Haut, Lippen schlossen die Brustwarze hin und wieder ein, um fest daran zu saugen. Bis Col wieder einen kleinen Stich spüren konnte, als Sha’kafir seine Reißzähne mit einsetzte. Lippen, Zunge und Klauen verblieben aber auch nicht bei der Brust. Sie wanderten tiefer und tiefer. Ihr Weg war gezeichnet von kleinen, punktförmigen, blutigen Wunden, durch die sich noch Sha’kafirs dunkles Haar wandte, als wären es kleine Schlangen. Dann legten sich Sha’kafirs Lippen um Cols Männlichkeit, während seine Zunge sie umschmeichelte.
Immer wieder leise aufwimmernd, konnte Jener nicht mehr, als zu genießen ... unruhig warf er seinen Kopf von einer Seite zur Anderen, keuchte leise und schließlich fand seine Linke den Weg in die langen Haare seines Peinigers, um sich sacht daran festzuklammern. Leise aufschreiend, verhärtete sich seine Erregung bis zur Grenze, als er die kühlen Lippen und die ebenso kühle Zunge daran fühlen konnte – Col wußte schon lange nicht mehr, was hier geschah, sein Körper tat, was ihm gefiel und achtete nicht mehr auf die so oder so schon erstickte Gegenwehr seines Geistes. Sachte, doch fühlbare Schauer begleiteten die Bemühungen des Vampirs, rieselten über die Haut des jungen Forschers ... die schlanken Finger gruben sich immer wieder in das lange, schwere Haar, so wie die seiner anderen Hand schon fast krampfhaft um das Laken geklammert waren. Langsam, doch immer deutlicher werdend, zeigte sich, daß Col nicht mehr lange durchhalten würde – schon jetzt lösten sich immer wieder kleine Lusttropfen und sein Atem ging schnell und tief, so wie auch sein Herz fast raste unter der so schnell und auch intensiv erweckten Leidenschaft.
Sha'kafir dachte aber nicht daran, Erlösung zu spenden, denn gerade jetzt würde das Blut vorzüglich schmecken. Erneut ließ Col ein feiner kleiner Stich zusammenzucken. Der Vampir hatte ihn am Glied dünne Wunden zugefügt, ebenso die Eichel leicht verletzt. So perlte auch Blut hervor. Das alles führte dazu, daß Sha'kafir um Einiges intensiver und rhythmischer saugte und leckte. Schnurrend widmete er seine ganze Aufmerksamkeit dem Blut, was mit jedem Saugen noch süßer schmeckte, ihn berauschte und ihm die Wahrnehmung seiner Umgebung für Momente nahm. Es war ein Hochgenuß für den Vampir. Ein Schauer durchlief ihn und er ließ seine Federn zittrig über Col's Haut gleiten.
Leise bei den feinen Wunden aufschreiend, schauerte der Schlankere unter all den Reizen, die ihn überfluteten. Die Lust floß schon fast unerträglich heiß in ihm und verbrannte ihn, schmolz noch den letzten Widerstand, der noch gewesen sein mochte und schließlich hielt er es nicht mehr aus und schrie erneut, warf den Kopf in den Nacken und verströmte sich. Doch fast sofort danach geschah etwas Anderes – noch während Col in den Nachwirkungen seines Orgasmusses gefangen war, rannen heiße Tränen aus den geschlossenen Augen und langsam sackte sein Kreislauf ab, wich die Schwere der Erschöpfung samtener Schwärze, als der Blutverlust sich bemerkbar machte und der zuvor stetige Hormonzufluß versiegte.
Sha'kafir ließ ab von Col und legte den Kopf in den Nacken, während er befriedigt aufstöhnte. Er beugte sich erst nach ein paar Herzschlägen wieder über Col, leckte über die einzelnen Wunden, so daß sie sich schlossen. Dann setzte er sich neben ihm auf die Bettkante. Schweratmend völlig zufrieden vor sich hinschnurrend, leckte er sich über die Lippen und sah den jungen Forscher mit einem dunklen Blick an. Er beugte sich runter zu seinen Klamotten und holte ein kleines Fläschen mit Riechsalz aus der Manteltasche. Col war kurz vor einer Bewußtlosigkeit, was in seinem Zustand wohl nicht so günstig wäre. Der Vampir brauchte den Forscher aber noch. Somit hielt er das Fläschen unter Col's Nase "Bleib wach !" Währenddessen hatte sich Sha'kafir auch zurückverwandelt und sah wieder wie ein normaler Mensch aus.
Fast sofort keuchte Col und versuchte, den Kopf von dem übelriechenden Fläschchen wegzudrehen ... keuchte leise und hustete dann, hob schwach die Hand und drückte schließlich das Fläschchen weg, um wieder zu Atem zu kommen. Nur langsam klärten sich seine Sinne und er öffnete die Augen, sah auf den Mann an seinem Bett und keuchte erneut, doch diesmal vor Entsetzen. " Verdammt, was bist du ... und was willst du von mir ?! Ich ..." Ihm versagte die Stimme und er hustete wieder leicht – er hatte rasenden Durst und sein Mund war trocken wie Sandpapier, so wie auch seine Lunge und Kehle von dem beißenden Gestank des Riechsalzes brannten. Col wollte nichts mehr, als sich einrollen und schlafen ... er war müde, so müde, bemerkte nur langsam, daß das Bett blutüberströmt war, ebenso wie seine Haut, auch wenn man keine Wunden mehr sehen konnte. Langsam gab er dem Wunsch seines Körpers nach und legte sich auf die Seite ... zog die Beine etwas an und schloß die Augen, blieb aber wach, denn die Wut auf den Mann neben sich, der zwar die Frechheit besaß, ihm so etwas anzutun, sich aber nicht einmal vorgestellt hatte, noch immer hier war, setzte etwas Adrenalin frei, das die Müdigkeit noch ein wenig entfernt hielt.
Sha'kafir hatte sich wieder aufgesetzt und verschloß das Fläschen langsam. Achtlos ließ er es dann auf seine Sachen neben dem Bett fallen und richtete sich auf, streckte sich, daß ihm Rückengelenke knackten und strich sich dann durch die schwarzen Haare. Er rutschte wieder an Col heran und sah ihn lächelnd an "Dein Tod, wenn du nicht tust, was ich sage..." Daß das eine Lüge war, konnte ihm niemand ansehen. "Und du weißt, was ich von dir erwarte. " Er nickte kurz zu der Statue. In Sha'kafir's Augen war Col bereits tot, er wußte es nur noch nicht. Der Vampir brauchte den Forscher nur, solange er dessen Arbeit erledigte. "Was ich bin ? Na überleg mal. Ihr Menschen mit euren tollen Gruselgeschichten und Horrorfilmen. Aber wenn euch dann mal ein Wesen der Nacht gegenübersteht, dann zweifelt ihr an eurem Verstand." Sehr ruhig klang seine tiefe, schnurrige Stimme. Dann trat einen Moment lang Stille ein, während Sha'kafir sich in den Finger biss und ein paar Blutstropfen hervordrückte, die er auf Col's Lippen träufelte. Das Blut sollte dessen Lebensgeister schon wecken. Sha'kafir drückte sich ab und verließ das Bett, zog sich seine Hose an und wühlte im Mantel nach einer Zigarette. Dann klackte ein Feuerzeug, entriß Sha'kafirs schöne Geschichtszüge der Dunkelheit, wobei der Feuerschein die Kälte zu verteiben schien in seinem Blick. Aber das schien nur so. Tief atmete der Vampir den Qualm ein und ließ sich dann zurück auf die Bettkante sinken und sah Col herausfordernd an. Mit einem Wissenschaftler hatte er noch nie über die Existenz von Wesen wie ihm diskutiert. Das mochte interessant werden.
Unwillkürlich hatte Coligny das Blut aufgeleckt, da sein Körper wie ausgedörrt schien ... es verblüffte ihn, daß es wirklich Wirkung zeigte und er sich besser fühlte, doch bei den Worten des Anderen zogen sich seine Brauen tief in die Augen. Erst, als der Größere sich wieder gesetzt hatte, hob der junge Forscher den Kopf – betrachtete den Anderen und seufzte leise, ehe er wieder zur Seite sah und ihm leise antwortete. "Ich habe noch nie etwas auf Romane und Filme gegeben, da ich Forscher bin. Wenn, dann interessierten mich die alten, überlieferten Texte, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die es darin gab, ich bin Forscher und Historiker, kein Groschenromanschreiberling." Die Worten endeten leicht mürrisch, da es ihm ein wenig gegen die Berufsehre ging – auch wenn er manchmal diese Romane gelesen hatte, so interessierten ihn doch die alten Texte um ein vieles mehr. "Also dann bist du scheinbar ein Vampir, nicht wahr ? Aber allein schon daran, daß du auch unter Tags rumlaufen kannst, sogar auf einem Grab und in einem Kloster, sehe ich, daß das Meiste nur Lug war, wie ich es mir schon dachte. Ich stieß einmal auf einen Text, der von Unterschieden bei den Vampiren sprach – Geborenen und Gebissenen, Herrschern und Dienern, wenn man es genau nahm, jedenfalls nach diesem Text. Ist was Wahres dran, Hm ? Versteh mich nicht falsch – ich bin und bleibe Forscher, auch wenn ich dich nicht leiden kann. Sorry, du bist mir einfach zu arrogant – und auch, wenn mein verräterischer Körper es geradezu liebt, wenn du mich verführst, ich interessiere mich für den ganzen Vampirmist, schließlich muß ich jetzt ja auch damit arbeiten. Und nicht nur wegen der Statue, sondern mit allem, was damit zusammenhängt, Großer."
Erneut zog Sha'kafir an seiner Zigarette "Ja, ich bin ein Vampir. Und keine eurer Schriften wird je die Wahrheit über uns verbreiten. Wir existieren schon so lange und leiten die meisten Geschicke auf dieser Welt." Er betrachtete sich den Forscher, während er erneut an der Zigarette zog. "Bei deinen Forschungen mußt du doch über zig Ungereimtheiten gestolpert sein, was dann immer auf Gott oder Satan zurückgeführt wurde. Die Legenden aus Transylvanien kommen auch nicht von ungefähr." Sha'kafir gab nur ein paar Beispiele aus der Vergangenheit, verkniff sich die moderneren Verschwörungstheorien. Er hatte sie als sehr amüsant eingestuft. "Ich werde Sha'kafir genannt und lebe unter euch seid 166 Jahren..." Jetzt mochte der Forscher selber nachdenken, bei welchen historischen Ereignissen er schon dabei war. Daß er für sein Alter ein verdammt junger Vampir war, mußte er ihm ja nicht unter die Nase reiben.
"Verdammt jung für einen von euch, Hä ?" Genau das hatte sich Col jedoch gedacht und auch ausgesprochen – er sah keinen Grund, besonders zurückhaltend zu sein, denn gerade vorhin hatte sich ja dieser Vampir ausführlichst und ungefragt bei ihm bedient. "Klar stieß ich oft auf Ungereimtheiten. Und auch auf einige historische Fakten, die nicht widerlegbar sind, auch wenn die Autoren und Filmemacher sie gerne drehen und wenden, wie es ihnen paßt. Aber auch ihr seid nicht vollkommen und auch ihr macht Fehler – auch wenn ihr versucht, sie auszumerzen, gerade DU bist ja ein Paradebeispiel dafür, du tust ja gerade nichts Anderes. Ihr könntet so viel mit den Menschen teilen, all euer Wissen – aber ihr haltet euch ja für was Besseres, uns für Beute oder ? Pah. Gut, sowas gehört auch dazu, schließlich gibt es ein natürliches Gleichgewicht und der Mensch hat eh schon zuwenige Jäger, außer sich selber – aber in der Natur findet sich keine solche Arroganz und Eitelkeit wie ihr sie scheinbar habt." Erschöpft verstummte Col wieder – seufzte dann und sah wieder zu dem Rauchenden, ehe er leise lachte und schließlich noch ein ebenso leises "Du hältst mich für dumm, oder ? Ich weiß, daß du mich tötest, sobald die Statue vollständig ist. Also tu nicht so, als würdest du mich mit meinem Leben locken können, oder gar handeln ...." nachsetzte.
Sha'kafir lächelte süffisant und schüttelte den Kopf "Fehler ? Nein, wir machen keine Fehler...wir tragen nur alles auf euren Rücken aus und kommt einer der Wahrheit zu nahe, wird er zum Schweigen gebracht" Er sah den Forscher erneut eingehender an, so ernst er jetzt war, würde er nicht so schnell wieder werden "Ab und zu geraten unsere Angelegenheiten in eure Realität...wie diese Statue." Was er genau mit diesem Spruch meinte, ließ er offen und hatte auch Col angesehen mit einem Blick, der ihm verbat, an der Stelle nachzuhaken. Er selbst verabscheute viele Menschen, weil sie ein notweniges Übel waren. Sie brauchten sie als Nahrung, korrumpierten sie, wo es nur ging. Und es war so einfach, die eigenen Machtspielchen unter den Menschen auszutragen. So entstanden die Kriege. Je moderner die Zeit wurde, desto kreativer wurden die Intrigenspielchen. Noch einfacher war es, Diejenigen, die zuviel wußten, aus dem Weg zu schaffen. Es gab noch mehr Wege als den Tod, was die ultimative Lösung der Inqusition einst war. Menschen wurden als Marionetten ohne ihr Wissen für die Ziele der dunklen Herrscher mißbraucht. Er selbst wollte sich dazu keine Meinung bilden, obwohl diese unbewußt schon lange existierte. Sha'kafir lachte plötzlich irre auf "Selbst euren Filmemacher, selbst den ersten Schreibern wurde 'diktiert', wie sie uns beschreiben sollten." Er empfand es als so dermaßen lächerlich, daß sich eine nach ihren eigenen Gutdünken hochentwickelte Kultur so absolut einfach beeinflußen ließ. Er erhob sich, drückte die Zigarette aus und näherte sich Col, noch einmal verabreichte er ihm ein paar Tropfen seines eigenen Blutes, zog die Decke über dessen Körper. "... und ihr seid so zerbrechlich..." flüsterte er mit versteckt kindlicher Faszination. "....so zerbrechlich..." Dabei glitten seine Finger durch Col's Haare.
"Vielleicht sind wir das ...." Ohne daß er es verhindern konnte, huschte ein Lächeln über die Züge des jungen Forschers – langsam entspannte er sich unter der wohltuenden Wirkung der wenigen Blutstropfen und auch der Wärme der Decke, schloß langsam die Augen und wisperte noch unter dem sanften Kosen der Hände in seinem Haar. "Aber auch der kleinste Reißnagel kann einen großen Hintern bewegen und selbst ihr seid nicht unverwundbar. Du solltest aufpassen, daß du nicht an Jemanden gerätst, der so interessiert wie ich an den alten Schriften ist und zufällig etwas findet, das vielleicht von Wert sein könnte....." Doch dann verstummte Col und schlief ein – gab endlich der Erschöpfung seines Körpers nach, aus der ihn nicht einmal mehr das Riechsalz wieder aufwecken konnte.
Der Vampir ließ Col im Traumland, nötigte ihn nicht weiter, wach zu bleiben. Er hockte sich wieder an den Bettrand im Schneidersitz und sah zu dem offenen Fenster hinaus. Warmer Wind spielte mit den durchsichtigen Gardinen, trieb die kühle Aura des Vampirs Stück um Stück zurück. Blaue Augen sahen in den Nachthimmel hinaus, während hinter Sha'kafirs Schläfen die kleinen Räderchen rummorten. Diese kurze Diskussion hatte Gedanken bewirkt, denen der Vampir nun nachhing. Ihm war nicht bekannt, daß ein Vampir je durch die Hand eines Menschen gestorben war, es wurde auch in solchen Situationen immer was vorgespielt. Doch lange konnte Sha'kafir solchen ernsten Themen nicht nachgehen, irgendwann ergötzte sich sein inneres Auge lieber an seinen letzten blutigen Taten, rief sich mit Genuß das Bild des Abtes ins Gedächtnis. Er hatte ihn an Händen und Füßen mit dicken Nägeln an die Wand gehängt, dann hatte er dessen Haut übern Bauch abgezogen und mit einem Tacker vom Schreibtisch an der Wand festgemacht, rechts und links vom Körper. Da hatte der Mensch noch gelebt. Aber als er ihm die Bauchdecke gänzlich aufschlitze, ihm ein Organ nach dem Anderen zeigte, ihm letztendlich das pumpende Herz unter die Nase hielt, war er tot zusammengesackt. Allein Sha'kafirs Lachen hatte man hören können, denn der Abt hatte keine Mundöffnung mehr besessen. Zu faszinierend fand der Vampir das Geräusch der Tackernadeln durch Fleisch. So hatte er dessen Lippen geschlossen.
Noch lange sinnierte der dunkelhaarige Vampir über seine Foltereien, verlor sich darin völlig.
Die Dämmerung spiegelte sich in den dunkelblauen Augen des Vampirs, die ersten sachten Sonnenstrahlen ließen den bernsteinfarbenen Rand seiner Augen aufglühen. Doch er rührte sich nicht. Er hatte sich, seitdem er hier auf der Bettkante gehockt hatte, nicht mehr gerührt. Er war mit offenen Augen in eine Art Trancezustand rübergesackt. Für Andere wirkte er wie eine angemalte Statue, auf dessen Haut sich Tautropfen bildeten, die jetzt in der Sonne glitzerten.
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