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”Die verbotene Stadt” 01
 

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Wie so oft in den letzten Jahren stand Erdogan Demirell am Fenster seines Zimmers, im höchsten Turm seines Palastes. Seit sein Vater vor sieben Jahren gestorben war, trug er die Last der Regentschaft auf seinen Schultern und es wurde mit jedem Tag schwerer, sie noch zu ertragen. Sein Reich Rajesh lag in Trümmern zu seinen Füßen und sein Volk litt schwere Not. Durch die Intensität der Strahlungswaffen, die den Jahrhunderte andauernden Krieg endlich hatten beenden können, hatte die schützende Hülle von Fawaz zerstört. Ohne die künstlichen Kuppeln, unten denen die Bevölkerung Schutz gefunden hatte, war ein Leben gar nicht mehr möglich. Die tödlichen Strahlen der Sonne verbrannten alles, was ihnen ungeschützt in die Quere kam. Nachdenklich strich seine Hand über zwei kleine Narben an seiner Schläfe, denn auch Erdogan hatte diese schmerzliche Erfahrung schön machen müssen.

Keine Rohstoffe, kaum Lebensmittel für die Menschen. Es war zum Verzweifeln. Seine einzige Hoffung war Kuppel 45-F-6a, sein ganzer Stolz. In diesem Hochsicherheitstrakt hatte er alle klugen Köpfe seines Volkes versammelt, jeden, der von Genetik und Klonung Ahnung hatte und bereit war, sein Wissen für die Menschheit preiszugeben.

In riesigen unterirdischen Versuchsanlagen wuchsen Weizen und Reis. Millionen Pflanzen, alle identisch, weil sie aus einer einzigen Pflanze gezüchtet worden waren. Sie brauchten nur das Licht der Neonröhren und zogen das Wasser aus dem kargen Boden. Sie waren resistent und nahrhaft. Um den Hunger in Rajesh musste sich Erdogan also keine Sorgen mehr machen. Mehr Sorge bereitete ihm die Schutzlosigkeit seines Landes und die Tatsache, dass die meisten Frauen seines Planeten verschleppt worden waren. Wie sollten sie sich vermehren und ihre Art erhalten ?

Deswegen hatten seine Wissenschaftler schon vor Jahren damit begonnen, besondere Fähigkeiten von Tieren in das menschliche Genom einzukreuzen, die Experimente mit Hochleistungsrechnern zu simulieren und bei Erfolg die Kreuzung vorzunehmen. Es war schon ein Witz, aberwitzig geradezu. Auf technischen Ebenen konnten er und seine Leute brillieren. Aber gute Kämpfer waren sie kaum noch. Der ferngesteuerte Krieg hatte die Menschheit in ihrer Entwicklung weit zurück geworfen. Bomben, ferngelenkte Raketen, unbemannte Zerstörer. Der Krieg war immer so weit weg gewesen, bis es zu spät gewesen war und das Reich in Schutt und Asche gelegen hatte, weil Fawaz nicht der einzige Planet war, der aufgerüstet hatte.

Viel war nicht geblieben von Fawaz' einstiger Schönheit, von seinem Artenreichtum, von seiner Einmaligkeit. Nun lebten sie nur noch von der Genom-Datenbank, die in früheren Jahren angelegt worden war und mit dem Projekt Genesis versuchten sie die Neubesiedlung der toten Erde.

"Ja, Freund, du hast wohl Recht." sagte Erdogan leise und strich der Ratte über den Kopf, die in seiner Rüstung herumflitzte. Doch Salcedo war mehr als eine Ratte, er war auch ein Experiment, ein sogenannter Birdell, der bei Gefahr die Wandlung zu einem überdimensionalen Adler durchmachte, um seinen Herrn zu beschützen. "Es bringt nichts, hier herumzustehen und zu warten. Ich muss mit ihnen sprechen." Er strich Salcedo über den Kopf und der Kleine hockte nun auf seiner Schulter, sah mit hinaus auf den Rand der Kuppel. Das starke Kraftfeld, was über dem Palast lag, schimmerte immer leicht blau und erzeugte so die Illusion eines Himmels an einem sonnigen Tag, und wenn man sich täuschen lassen wollte, so war die Illusion fast perfekt.

Erdogan hatte einen schweren Gang vor sich. Er musste seine Wissenschaftler von ihren Projekten abziehen. In erster Linie mussten sie die schützende Hülle des Planeten wieder herstellen und daran forschen, ehe sie Tiere und Pflanzen in rauen Mengen erschufen, die dann vor den Toren der Kuppeln nicht lebensfähig waren und für die innerhalb der Kuppeln kein Platz war. Ihr ehrgeiziges Projekt 'Adam', an dem sie ohne Unterlass forschten, war manchen von ihnen wichtiger, als ihr eigenes Leben. Der junge Herrscher wagte zu bezweifeln, dass sie sich einfach so davon abbringen ließen. 'Adam' beinhaltete die Zeugung und Vermehrung ihrer Rasse ohne Frauen, indem mit Seepferdchen- und Schnecken-Genen experimentiert wurde.

Voreilig waren sie von ihrem eigenen Können überzeugt gewesen und hatten die Simulation nicht bis zum Ende geführt. Es war auch gelungen, einen der beiden so geklonten Männer, die sie Jaded nannten, zu schwängern. Aber die Entbindung hatte ihn und das Kind das Leben gekostet. Seitdem war Erdogan dagegen, dass so leichtfertig Leben aufs Spiel gesetzt wurde.

Der zweite junge Mann war aus dem Hochsicherheitstrakt verlegt worden und war nun der Leibdiener des Herrschers geworden, und Meodin machte sich sehr gut. Er war zuverlässig und einfühlsam, hatte ein feines Gespür für die Stimmungen seines Herrn und bis auf die kleine Bauchfalte, in der das Kind wachsen konnte, die aber kaum zu sehen war, unterschied sich der junge Mann nicht von den Anderen. Er war zierlich, hübsch gewachsen. Das, was man von einem Klon eben erwartete. Die großen Augen schimmerten bronzefarben und das türkisfarbene Haar lag in längen Strähnen auf den schmalen Schultern, reichte dabei bis weit auf die Hüfte.

Als hätte der Diener geahnt, dass an ihn gedacht worden war, klopfte er an die Tür und öffnete. Er war der Einzige, der das durfte, wenn Erdogan nicht antwortete. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen kam er näher und verbeugte sich kurz. "Junger Herr, ihr habt Heute noch nichts gegessen." sagte er mit weicher Stimme. Eine Stimme, die Erdogan immer wieder besänftigte, egal, wie aufgebracht er war. "Mach dir keine Sorgen, Meodin. Ich werde nur noch einmal nach den Forschungen sehen, dann werden wir essen. Richte das Bad und lass auftragen. Ich werde mich beeilen, also warte auf mich !" versprach Erdogan und wandte sich zu seinem Diener um, strich sich dabei eine der langen, roten Strähnen über seine Schulter zurück. Wie jeden Tag trug er die Rüstung aus rotem Leder und Leinen. Sie erinnerte an die uralte Tradition eines Reitervolkes, war kunstvoll gearbeitet und trotz ihrer Leichtigkeit ziemlich wehrhaft. Erdogan trug sie eigentlich immer, wenn er nicht gerade schlief oder badete.

"Ich lasse Salcedo bei dir, ich glaube nicht, das sich in Gefahr geraten werde und du magst ihn doch, Hm ?" erklärte er noch lächelnd und näherte sich seinem Diener, um ihn kurz an sich zu ziehen. Meodins Nähe tat einfach gut, auch wenn Erdogan noch nichtbegriffen hatte, warum eigentlich. Es war so, mehr wollte er nicht wissen. Er hatte andere Sorgen. Sein Kopf legte sich auf den des jungen Mannes und seine kräftigen Hände strichen Meodins schlanken Rücken entlang. "Warte auf mich !" flüsterte er und ging zur Tür, als plötzlich der Alarm auf seinem Armband ertönte.

Jemand oder etwas war unbefugt in die Hochsicherheitskuppel eingedrungen - das war eigentlich so gut wie unmöglich. Mit einem Druck auf die blinkenden Knöpfe des Armbandes konnte er einen Bildschirm aktivieren, der sich vor ihm mannshoch in den Raum projizierte. Einem Hologramm gleich konnte er so die Bilder der Überwachungskameras einsehen und erblickte plötzlich etwas, was er noch nie gesehen hatte.

Da stand ein ... Schloss.

Vielleicht eher eine Burg.

Das war aber nicht der Punkt, der Punkt war, dass sie dort nicht hingehörte und dass sie dort vor ein paar Minuten noch nicht gestanden hatte.

"Salcedo, komm her." forderte er den Birdell auf und der huschte wieder in seine Uniform. Kurz zog Erdogan Meodin noch einmal zu sich, küsste ihn, ohne sich zu fragen warum, und verschwand zur Tür raus. Noch im Laufen rief er seine Sicherheitsleute zusammen und sandte den Deaktivierungscode, ehe er in eine Transportröhre sprang, die ihn direkt in den Hochsicherheitstrakt brachte.

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Mit einem leisen Seufzen strich sich Gondor über die Augen und fragte sich zum unzähligsten Male, was nun wieder schiefgelaufen war. Seit dem letzten Debakel mit den Feuerdämonen waren einige Monate vergangen ... und in diesen Monaten geschah so viel, daß Gondor es manchmal selbst nicht fassen konnte. Kaum waren die Dämonen damals mit dem ehemaligen Sklaven gegangen, kam auch schon der Drache, dem der Palast gehörte ... er wollte den neuen Sklaven sehen und war mehr als nur begeistert, als dieser sich an ihn warf und so fest an dem Drachen klebte, daß dieser Mühe hatte, ihn unverletzt von sich runterzubringen. In dieser Hinsicht war sein damaliger Herr mit ihm mehr als nur zufrieden gewesen und wenn der Drache nicht schon einen Gefährten gehabt hätte, dann wäre es sicherlich dieser Schmetterling geworden. Doch der eigentliche Hammer kam später, als der Drache dem Schmetterling nach einer langen, befriedigenden Nacht noch Langlebigkeit und eine wesentlich größere Selbstheilung gegeben hatte – denn dann kam Anthar zu ihm und erklärte ihm unverblümt, daß ihm der Streß mit dem Palast zuviel wurde und er ihn abgeben würde. Zuerst war Gondor völlig überfahren damit, einen neuen Herrn zu bekommen - doch das verstärkte sich noch, als der Drache ihm eröffnete, daß nun er der Herr dieses Palastes wäre, als Entlohnung für die langen Jahre, die er ihm so treu gedient hatte. Es war fast zuviel für Gondor gewesen, doch er nahm sich schon damals vor, den Palast gut zu führen ... und auch wenn es mit extremen Schmerzen verbunden war, von dem Drachen entsprechend verändert und mit mehr Macht ausgestattet zu werden, so ließ Gondor es klaglos über sich ergehen, da er es brauchte, um seiner Aufgabe auch gerecht zu werden. Dazu bekam er dann auch noch ein Gerät, damit er Dimensionsrisse schaffen und immer wieder den Standort des Palastes wechseln konnte, denn anders als der Drache konnte Gondor es nicht aus eigener Kraft und brauchte dazu eben eine Maschine. Und diese Maschine war es, die für ihr gegenwärtiges Unglück verantwortlich war, denn Gondor brachte es einfach nicht fertig, sie akkurat zum Laufen zu bringen ... außer, wenn es um Nachrichten ging, da war sie zuverlässig.

"Verdammt ... ich hoffe nur, das gibt keinen Ärger. Überall Überwachungskameras und der Alarm ist auch nicht zu überhören – hoffentlich kann ich das dem Besitzer erklären, ohne daß es Schwierigkeiten gibt, verdammt ..." Gondor hielt sich selbst davon ab, sich die Haare zu raufen – er würde einige Zeit brauchen, die Maschine wieder neu einzustellen, denn wenn er sie jetzt wieder benutzte, konnte er wer weiß wo landen und er hatte nicht vor, in einem Vulkan gegrillt zu werden. Also hoffte Gondor auf eine gute Verhandlung und sagte den Sklaven Bescheid, daß sie sofort eilen sollten, wenn Jemand an die Tore des Palastes klopfte.

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Kaum war Erdogan durch de Transportröhre gefallen, spürte er auch schon den Unterdruck, der ihn nun durch das System in den Hochsicherheitstrakt brachte. Salcedo krallte sich an seiner Schulter fest. Auch für ihn war das nicht neu und wenn Erdogan es nicht besser wüsste, würde er fast sagen, der Birdell liebte diese Fahrten durch das Dunkel.

Schnell kam er am anderen Ende wieder zum Stehen und sah sich um. Drei seiner besten Wachen kamen schon auf ihn zugelaufen. "Herr, wir wissen nicht, wie es passiert ist. Plötzlich stand mitten auf dem Versuchsfeld für die oberirdische Weizenkultur dieses Ding !" Die Männer waren immer noch fassungslos wie das Ding, was wohl ein Haus war, ein Schloss oder was auch immer, die Schutzschilde hatte durchdringen können.

Noch hatte das altmodische Ding keine feindlichen Regungen gezeigt. Eine Hundertschaft, die sofort auf Abruf bereitstand, umzingelte die Mauern und Wissenschaftler waren mit Messfühlern und Sonden dabei, herauszufinden, in welcher Absicht das Ding hier war. Dann konnten sie immer noch klären, woher es gekommen war.

Langsam kam Erdogan näher. Salcedo setzte sich wie immer in seinem Rücken fest um sich zu wandeln und seinen Herrn aus der Gefahrenzone zu tragen, sollte es nötig sein. Währenddessen gruben sich ein paar Digdiers, eine Kreuzung, die speziell für den Bau von langen Tunneln durch harte Böden gezüchtet worden waren und menschenähnlichen Maulwürfen ähnelten, auf das Schloss zu um zu ergründen, ob vielleicht unterirdisch die Spionage begann und die Felder und Labore ausgekundschaftet werden sollten.

"Herr, geht nicht näher !" warnte einer der Männer. Evren, ein ausgebildeter Emphat, war der Jüngste der Kompanie und etwas ängstlich. Doch sein Gespür für Gefahr hatte dem einen oder anderen seiner Einheit schon oft das Leben gerettet. Deswegen war er hier.

"Keine Sorge, Salcedo wird auf mich aufpassen." sagte Erdogan nur und ging auf den Teil des Schlosses zu, das wie eine Tür aussah.

Und noch im gleichen Moment gingen die hohen Türen auf und einige der Sklaven des Palastes kamen heraus, knieten hin und senkten die Stirnen auf den Boden, während der oberste Sklave zu dem großen Anführer ging, vor ihm hinkniete und ergeben die Hände hob, während auch er seinen Kopf senkte. "Ich grüße euch, Herr ... bitte folgt mir, ich bringe euch zum Herrn des Palastes, er wird euch alle Fragen beantworten können." Nachdem er geendet hatte, wartete er – als er das Nicken des Anderen sah, stand er auf und hielt den Blick respektvoll gesenkt, ging ihm vor und bedeutete nur den anderen Sklaven, die Türen halb zu schließen. Er führte ihn die Gänge entlang und bis vor das große Empfangszimmer Gondors, hielt dem Gast die Türe auf und neigte erneut den Kopf, während Gondor aufstand, sich ebenso vor dem Gast verneigte und ihn begrüßte. "Ich grüße euch, mein Herr ... bitte verzeiht unser Eindringen, es war nicht gewollt, sondern ein höchst peinliches Versehen. Kann ich euch eine Erfrischung anbieten ? Natürlich werde ich für den Schaden aufkommen, der entstanden ist ..."

Doch Erdogan schwieg. Er sah auf den Mann vor sich, auf das leicht angegraute Haar, auf die festen, kantigen Züge und versuchte zu begreifen, was er eben gesehen hatte. Hautfarben, bunt wie der Regenbogen, Flügel, Schweife, Hörner. Der junge Mann, der ihn hierher gebracht hatte, war auch keine Ausnahme gewesen. Seine Figur war schlank aber muskelbespannt. Teils war der Körper von kurzem Fell bedeckt und die Fänge und die Katzenaugen wurden von einem langen, wippenden Schweif komplettiert. Andere der Wesen hatten noch seltsamer auf ihn gewirkt und Salcedo, der wieder auf seiner Schulter saß, schnüffelte die ganze Zeit ganz aufgeregt.

Kurz wanderte Erdogans Blick auf den weichen Sessel, der vor dem Tisch zurechtgerückt war. Es war ungewohnt, in seiner Machtposition auf dieser Seite des Tisches zu sitzen. Also blieb er vorerst stehen, nickte aber als Anerkennung für dieses Angebot. "Ich bin Erdogan Demirell. Ich bin der Herrscher von Rajesh. Euren Namen habe ich wohl überhört, als ihr euch vorstelltet. Wie dem auch sei. Ich möchte umgehend erfahren, wie es euch gelungen ist, in den Hochsicherheitstrakt meiner Forschungssektion einzudringen und mit welchem Grund ihr hier seid." erklärte der Herrscher mit ruhiger Stimme. Er gab sich Mühe, nicht abweisend zu klingen, auch wenn er dieses Schloss lieber Gestern als Heute wieder von seinem Territorium verschwinden sehen würde - zusammen mit den seltsamen Gestalten.

"Bitte verzeiht meine Unhöflichkeit, mein Herr ... mein Name ist Gondor, Maximilian Gondor, ich bin der Herr dieses Palastes. Um eure Fragen zu beantworten ... ich versuchte, den Palast durch einen Dimensionsriß nach Kirtalet zu versetzen, doch ich habe scheinbar einen Fehler mit den Koordinaten gemacht, so daß die Maschine uns hierher brachte. Es ist mir furchtbar peinlich und war ganz bestimmt nicht mit Absicht, mein Herr – der Palast der Tränen ist ein Ort der Entspannung, ein Ort, an dem man sich die Gespielen holen kann, die man sich zur Entspannung wünscht, wir sind unsere Gästen zu Diensten und haben keine bösen Absichten. Sobald die Maschine wieder einsatzbereit ist, werden wir von hier gehen, darauf gebe ich ihnen mein Wort, Herr Demirell ... und sie brauchen sich keine Sorgen wegen der Geheimhaltung machen, da ich ihre Koordinaten nicht kenne und die Maschine hat sie schon wieder aus ihrem Speicher gelöscht, sehen sie ?" Mit den Worten zog Gondor einen Vorhang zur Seite und zeigte die noch heiße, leicht rauchende Maschine, die sich nur langsam wieder abkühlte und auf deren Anzeigen überhaupt nichts stand, da sie sich sofort wieder neu einstellte.

Erdogan kam etwas näher, um sich selbst zu überzeugen. Doch er sah nur einen Bildschirm, der schwarz war und ein paar Knöpfe. Was war daran so schwer zu bedienen ? Er sah den Mann wieder abschätzend an und trat zurück. "Durch Dimensionsrisse also ?" sagte er nach einer Weile, in der er sich die Worte des Mannes hatte durch den Kopf gehen lassen. "Wie kommt Jemand wie ihr an solch eine Technologie ? Meine Wissenschaftler versuchen seit Jahrzehnten, diese Tunnel durch die Zeit zu erschaffen. Vergeblich." Vielleicht konnte er mit diesem Kerl einen Deal machen - wenn der Typ sich in die Karten sehen ließ, konnte er so lange er hier war damit rechnen, dass ihm nichts geschah. Normalerweise war Erdogan mit seinen Gästen nämlich nicht zimperlich.

"Wie ihr mir zu Diensten sein könnt oder welche Art Entspannung hier proklamiert wird, ist mir einerlei. Alles, was ich fördere, ist der Schutz meiner Männer. Sollte auch nur einem von ihnen etwas passieren, lasse ich den Palast zerstören, mit allem was darinnen ist, den das Hemd ist mir näher als die Jacke und mein Volk mir wichtiger als euer Wohlergehen !" erklärte Erdogan und stemmte seine Hände auf den Schreibtisch, beugte sich zu Gondor rüber. "Klar ?"

Der war wegen der Vehemenz dieses jungen Herrschers ein wenig verblüfft, nickte jedoch und neigte respektvoll den Kopf. "Euren Männern wird nichts passieren – wie ich schon sagte, dient dieser Palast der Entspannung, es gibt hier keinerlei Waffen." Während er jedoch mit dem Herrscher sprach, entdeckten dessen Soldaten die Keys, die neugierig aus den Fenstern ihrer Zimmer blickten und nach und nach entspannten sich diese Soldaten und grinsten zu den errötenden Sklaven hinauf. Einer von ihnen bekam sogar ein wenig der Pheromone eines Keys ab und grollte leise, ehe er einfach in den Palast ging und sich erst innen wieder fing. Unsicher, was er nun tun sollte, lief der Soldat einfach weiter, bis er schließlich in einem der Zimmer seinen General sah. Noch im gleichen Moment schlug er den Weg zu ihm ein und salutierte kurz, ehe er schluckte und hochrot Bericht erstattete, was ihm und den Anderen passiert war. Gondor hörte zu und nahm dabei einen Ordner von der Seite, legte ihn dem Herrscher vor und lächelte dabei freundlich. "Ihr hört es ja selbst, mein Herr ... hier in diesem Ordner könnt ihr Bilder der Lustsklaven sehen und auch, welche Eigenschaften oder Fähigkeiten sie haben. Was die Technik betrifft – mein ehemaliger Herr gab sie mir, da ich nicht in der Lage bin, diese Risse selbst zu formen und sie wichtig für mein Geschäft sind. Ich kann euch nichts über die Technologie sagen, da ich sie selbst nicht verstehe ... mir wurde nur gezeigt, wie ich damit umgehen soll. Aber ich bin mir sicher, daß es eine Möglichkeit gibt, wie wir uns einig werden können ?"

Es war Erdogan anzusehen, dass er mit dem Fortgang der Ereignisse nicht gerade einverstanden war. Weder daß sich einer seiner Männer seinem Befehl widersetzt hatte und ihm gefolgt war, noch dass an die Technologie wegen der Unfähigkeit dieses Gondors nicht ranzukommen war. Was wollte er dann hier also noch ?

"Gut, und jetzt verschwinde wieder. Ich will Keinen von euch hier im Haus erwischen, ist das klar ? Du weißt, was auf Befehlsverweigerung steht und jetzt zisch ab !" knurrte der Herrscher und sah wieder zu Gondor. Was passierte hier ? Wurden seine Männer von diesen Wesen verhext ? Erdogan glaubte nicht an so was. Hexerei gab es nicht in seinem Weltbild.

"Was genau ist das hier eigentlich ?" wollte Erdogan wissen, er hatte da so eine Ahnung, ansonsten hätte er seinem Soldaten nicht diesen Befehl gegeben. "Lustsklaven. Was soll der Mist ?" Er hatte andere Sorgen, denn noch immer war die Umgebung um die Kuppeln nicht bewohnbar. Was interessierte ihn da so etwas ?

Der Soldat gehorchte augenblicklich, sobald er noch ein "Ja, Sir !" geantwortet hatte, und lief schon fast wieder nach draußen. Gondor hingegen hatte sich inzwischen hingesetzt, hob bei der Frage eine Braue und seufzte innerlich auf. "Nun ... dieser Palast beherbergt die edelsten Lustsklaven, wir haben für so gut wie jeden Geschmack etwas hier. In den Welten, die ich eigentlich bereise, sind diese Dienste sehr gefragt – gerade weil wir Keys der unterschiedlichsten Rassen hier haben. Viele unserer Kunden gehören zu den mächtigsten Fürsten, Göttern und Herrschern – gerade vor Kurzem beehrten uns ein Dämonenkaiser und sein Sohn, der sogar soviel Gefallen an einem der Sklaven fand, daß er ihn freikaufte und uns einen anderen Sklaven als Ersatz brachte. Da ich hier mit dem Palast jedoch widerrechtlich herkam, wäre es mir eine Ehre, sie kostenfrei als Kunden begrüßen zu dürfen, mein Herr ... und natürlich komme ich für den ihnen zugefügten Schaden auf, wäre ihnen Edelmetall oder Schmuck als Bezahlung recht ?" Diese Art von Herrscher war der Palastmeister sichtlich nicht gewohnt – bisher war es ihm noch nie passiert, daß Jemand so dermaßen uninteressiert an den Keys des Palastes war und sich nicht einen Deut darum kümmerte oder neugierig auf sie war.

Trotzdem hatte Erdogan nun das Buch mit den Steckbriefen und den Profilen des Sklaven aufgeschlagen und blätterte kurz durch. Bei einem blieb er hängen, weil die schillernden Flügel sein Interesse geweckt hatten. Und so was funktionierte ? Ein so großer Körper konnte mit solch zarten Flügeln in die Luft gehoben werden ? Nachlässig las er über das Profil und hob dabei plötzlich überrascht eine Braue.

"Ist das ein Scherz oder stimmt es, dass es diesem Sklaven hier möglich ist, auch mit seiner männlichen Anatomie Kinder zu gebären ?" Mit regem Interesse und dem Problem seines eigenen Volkes im Hinterkopf sah er auf Gondor hinab, der auf seinem Stuhl saß. Nervös gruben sich Erdogans Finger in die Tischplatte. "Wenn das stimmt, will ich seinen Genombauplan als Wiedergutmachung !" bestimmte der Herrscher und richtete sich auf, strich sich das Haar über die Schulter zurück und das Leder der Rüstung knarrte leise.

Völlig überfahren, blickte der Palastmeister zu diesem jungen Kriegerherrscher auf – er hätte viel erwartet, doch dies definitiv nicht. "Aber natürlich, mein Herr ? Wenn sie es wünschen, dann bekommen sie den kompletten Genombauplan des Sklaven. Sie können sich den Sklaven zuvor auch ansehen und mit ihm reden ... ob ihnen seine Fähigkeiten auch zusagen, schließlich sollten sie auch über alles informiert sein. Und ich versichere ihnen, daß die Rasse dieses Sklaven fähig ist, Kinder zu gebähren – es gibt bei ihnen nur Männer und sie vermehren sich untereinander recht rege." Wenn dieser Herrscher wirklich nur ein wenig Blut haben wollte, war ihm das nur Recht – so kam er wesentlich günstiger weg, als er es befürchtet hatte.

Erdogan überlegte kurz. Wieder wanderte sein Blick auf das Bild, über die blaue Haut, das blaue Haar. Dieser Sklave war recht hübsch, unterschied sich zumindest im Gesicht nicht von anderen Männern. Nicht, dass er sonderlich weiblich gewesen wäre. Aus einem Erdogan unerfindlichen Grund wanderte sein Geist plötzlich zu Meodin und dessem damaligen Zwillingsbruder. Marcel war tot und ehe die Forschung an Meodin hatte beginnen können, war er von Erdogan selbst aus dem Labor geholt worden. Jetzt gab es vielleicht einen Weg, der diese Experimente unnötig machte. Für Marcel war es zu spät, aber nicht für Meodin.

Etwas verwirrt schüttelte Erdogan den Kopf und das lange, rote Haar rutschte ihm wieder über die Schulter, verdeckte so Salcedo fast gänzlich. In letzter Zeit landeten seine Gedanken oft bei diesem einen Sklaven, das war seltsam.

"Gut, bringt mich zu ihm. Ich will alles über ihn wissen. Er soll es mir erklären und ich will meine Proben !" erklärte der junge Krieger mit fester Stimme.

"Aber natürlich, mein Herr. Während sie mit dem Key reden, werde ich ihre Proben vorbereiten lassen. Ein Sklave wird sie zu ihm bringen, mein Herr ..." Ein kurzes Senden genügte und einer der Sklaven kam, verneigte sich tief und wisperte ein leises "Bitte folgt mir, mein Herr ... ich führe euch zu dem Zimmer des Keys, Herr." Mit den Worten ging er voraus und hielt dem jungen Herrscher die Türen auf, lief dann wieder vor und verhielt schließlich vor einem der Zimmer, um die Türe mit einer tiefen Verneigung zu öffnen. "Hier bitte, Herr ... wenn ihr noch etwas braucht, zögert nicht, den Key darum zu bitten, er wird Bescheid sagen und es wird euch gebracht werden."

"Danke." Erdogan blickte auf den jungen Sklaven und musterte ihn dabei etwas. Diese Unterwürfigkeit gefiel ihm nicht. Er hatte nichts dagegen, wenn er als das behandelt wurde, was er war. Doch das hier ging ihm zu weit. Doch er war nicht unhöflich, schließlich konnte der junge Mann am wenigsten dafür. "Ich werde rufen lassen, sollte ich noch Fragen haben." erklärte Erdogan und stieß die Tür, die nur angelehnt war, weiter auf. Neugier trieb ihn tiefer in den Raum. Kaum hatte er den Raum betreten, da schloss sich die Tür. Kurz sah sich Erdogan um, Salcedo war bereit, seinen Herrn zu beschützen, doch der erwartete Angriff bleib aus. Erst jetzt bemerkte er, wie die Gier nach der Lösung der Probleme seines Volkes ihn unvorsichtig gemacht hatte. Er war einfach blind in einen Raum gelaufen, ohne zu wissen, was ihn erwartete. Das hätte nicht passieren dürfen.

Doch dann waren die Gedanken verschwunden, denn Erdogan begann sich umzusehen. Ein großer Raum, hell, spärlich aber geschmackvoll dekoriert. Ein großes Bett in der Mitte, weiche helle Felle auf dem Boden, Kerzen an den Wänden - alles in einem kühlen, aber angenehmen Blau.

Und da saß er - der Mann, den Erdogan auf dem Bild gesehen hatte. War das dieser Key ? Der konnte Kinder gebären, obwohl er ein Mann war ? "Guten Tag." grüßte Erdogan etwas nachlässig und kam interessiert näher. Er wollte ihn eindringlicher betrachten.

Mit einem sichtlich strahlenden Lächeln stand der Geflügelte auf und kam zu seinem Gast ... trotz, oder gerade wegen der Rüstung, sah dieser Rothaarige mehr als nur beeindruckend aus und Ilavar neigte kurz respektvoll den Kopf, ehe er ein leises "Auch euch einen guten Tag, mein Herr." wisperte. Erst, als er kurz vor ihm war, blieb der Blauhäutige stehen und berührte die Rüstung, entfaltete seine Flügel und seine ebenso blauen Augen glitzerten interessiert, als er aufsah und ihn leise fragte. "Was wünscht ihr von mir, mein Herr ? Ich erfülle euch alle eure Wünsche, ihr braucht es mir nur zu sagen ..."

"Das trifft sich gut." erklärte Erdogan sichtlich ungerührt, doch er konnte sich das Erstaunen über die schmetterlingsartigen Flügel doch nicht ganz verkneifen. Davon hatte er auf dem Bild nicht so viel gesehen. Er hatte zwar gelesen, dass dieser Mann ein Fah-k'rem sei, aber er hatte doch keinen Schimmer, was ein Fah-k'rem war. Nun wusste er es. Kurz schluckte Erdogan, doch dann war er sich seiner Position wieder bewusst und schob gleich eine Erklärung hinterher: "Also, du bist ein Mann, der Kinder kriegen kann. Machen wir es kurz. Ich will ein paar Proben deines Körpers, ich will wissen, wie das funktioniert und ich will, dass du mir alles erklärst." Der junge Herrscher hielt sich ungern mit langen Floskeln und zeitraubenden Höflichkeiten auf. Er kam gern auf den Punkt, denn er hatte zuviel zu tun, als dass er Zeit vertrödeln konnte.

Sobald er die Proben hatte, musste er sie an seine Laborleiter weitergeben.

 

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