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”Die verbotene Stadt” 04
 

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Schweigend schritt Erdogan durch den Flur des Palastes. Die alten Steingemäuer, die es in seinem Reich fast nur noch in musealen Ausgrabungen gegeben hatte, ließ er links und rechts neben sich zurück, er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Zurück bei Ilavar, bei seinen Worten und vor allem Dingen bei dem, was sie getan hatten. Sie hatten ihre Körper vereint, so entstand neues Leben - nicht anders, als bei einem Mann und einer Frau auch.

Bald würde sich eines seiner Probleme lösen, wenn Ilavar ihm gezeigt hatte, wie bei seinem Volk, das nur aus Männern bestand, die Fortpflanzung gewährleistet werden konnte. Seine eigenen Genetiker würden bald komplett umdenken müssen.

Das Hallen seiner Schritte erlosch und so sah Erdogan auf. Er hatte den Palast verlassen, ohne sich abzumelden. Doch dann zuckte er die Schultern. Noch stand dieser Bau auf seinem Grund und Boden und somit hatte er auch das Recht, das Haus zu betreten, wann immer er wollte. Erst einmal führte ihn sein Weg aber raus aus dem Hochsicherheitstakt und rüber zu seinem Lift, der ihn in seine Gemächer brachte.

Aus einem ihm unerklärlichen Grund wollte er jetzt einfach ein paar Minuten Meodin um sich wissen. Dessen sanfte Stimme und die schlauen Augen. Der Diener hatte die himmlische Gabe, Erdogan Ruhe zu spenden, Ruhe, die der Herrscher jetzt auf jeden Fall erst einmal brauchte. Er musste sich selbst sortieren, ehe er seine Gedanken sortieren und mit dem Rat teilen konnte.

Ohne gesehen zu werden, erreichte er die Kabine im Labor, schloss das Kraftfeld hinter sich und ließ sich mittels Unterdruck direkt in seine Räume bringen. Kaum trat er dort aus der Kabine, kniete auch schon Meodin vor ihm, so, als hätte er den ganzen Tag nichts anderes getan, als auf seinen Herrn zu warten.

"Willkommen zurück." sagte er leise. "Wenn ihr wünscht kann, ich gleich das Essen auftragen lassen." Denn er kannte Erdogan zu gut, er hatte heute Morgen noch nichts gegessen, als er aus dem Zimmer gestürmt war und jetzt sah er auch nicht gerade so aus, als wäre er Teil eines einladenden Bankettes gewesen.

Erdogan fühlte sich erwischt und senkte den Kopf, dem Einzigen gegenüber, bei dem er das je tun würde, ohne sich dafür zu schämen. "Du hast mich erwischt." gestand er und reichte Meodin die Hand, damit der aufstand. "Aber ich habe keine Zeit, ich muss wieder zurück."

Verstehend nickte Meodin. Es oblag ihm nicht, seinem Herrn zu widersprechen. Doch auch ohne Worte verstand Erdogan die Rüge seines Dieners. "Und wenn ich dann wieder da bin, dann werden wir baden und essen, und ich erzähle dir alles." Warum ihm allerdings bei dem Gedanken, mit Meodin zu baden, plötzlich heiß wurde und ihn die rasanten Bilder seiner Vereinigung mit Ilavar nicht losließen, konnte auch er nicht sagen.

Um sich nicht zu verraten, wandte er sich ab und zum Fenster. "Du musst wissen ..." wechselte er für sich selbst hastig das Thema, "... in dem Plast dort drüben leben Sklaven für körperliche Dienste. Einer davon ist ein Fah'krem, von einem Stamm mit ausschließlich männlichen Mitgliedern. Aber sie pflanzen sich fort und er will mir zeigen, wie das gehen kann." Schlagartig wandte Erdogan sich um. "Verstehst du, was das heißt, Meodin ? Wir ... du ..." korrigierte er hastig, "... du wirst ein Kind haben können, ohne dabei zu sterben. Das Volk wird sich erholen und es wird wieder ein blühendes Reich hervorbringen." Meodin sah seinen Herrscher nur fragend an, doch er sagte kein Wort. Er wollte Erdogan in seiner Euphorie nicht bremsen.

"Deswegen muss ich auch los und den Reminder holen. Wenn ich dann zurück bin, Meodin, dann werde ich dir alles erzählen, ja ? Und ich werde auch essen, versprochen." Er lächelte kurz und Meodin nickte. Der Diener wusste sehr wohl, dass er der Einzige war, der Erdogan je so erleben würde. Nachsichtig, reumütig. Und er wusste diesen Status zu schätzen. Doch leider war das auch schon alles, was Erdogan mit ihm teilte. Meodin wusste, wie anmaßend es war zu glauben, der Herrscher könnte in ihm jemals mehr sehen als nur einen Sklaven, doch er konnte es einfach noch nicht aufgeben.

"Ich muss." sagte Erdogan und wie Ilavar es getan hatte, küsste er Meodin auf die Lippen. Es war ein interessantes Gefühl. Dass der junge Diener seine Finger verwirrt an die eigenen Lippen führte, um dem kurzen Kuss nachzuspüren, bemerkte Erdogan schon gar nicht mehr, denn er war wieder in der Kabine und der Röhre verschwunden.

Zurück im Labor griff er sich ohne ein Wort der Erklärung das kleine Gerät und die Verbindungskabel für die Elektroden, und war auch schon wieder auf dem Weg zurück in den Palast. Seine Wissenschaftler konnte er informieren, wenn er mehr wusste, und er nicht jede zweite Frage mit "Weiß ich nicht." beantworten musste. Er hasste es einfach, unvorbereitet in eine Konferenz zu gehen, und dafür wusste er im Augenblick einfach noch zu wenig.

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In der Zwischenzeit war Ilavar eingeschlafen und träumte von dem Leben, das er vor seiner Gefangennahme geführt hatte. Von seinem ehemaligen Gefährten und ihrem Kind, von den anderen Kriegern und auch von der Zeit, die seit seiner Verbannung und Gefangennahme vergangen war. Hier in diesem Palast hatte er es fast vergessen ... er war hier immer glücklich gewesen, doch nun mußte er sich wieder daran erinnern, da sein Gast es verlangte. Mit einem leisen Seufzer wachte der Geflügelte langsam wieder auf und dachte an diesen Gast ... er benahm sich nicht anders als andere Gäste, doch irgendwas an ihm reizte ihn und ließ ein schon lange vergrabenes Gefühl in ihm erwachen, das ihn mit einer sachten, inneren Wärme erfüllte und ihn zum Lächeln brachte.

Maximilian Gondor schien seine Leute instruiert zu haben, denn als sich Erdogan dem Palast wieder näherte, stellte sich ihm Niemand in den Weg. Ganz im Gegenteil wurden ihm noch die Türen geöffnet, so musste das sein. Allerdings hatte der Herrscher für solcherlei Aufmerksamkeit gerade kein Auge. Sein ganzes Interesse galt den Erinnerungen und den Informationen, die Ilavar ihm geben wollte, damit er sie später mit Meodin auswerten konnte, bei einem angenehmen Bad und einem stärkenden Essen. Wieder stutzte er, Meodin bevölkerte seine Gedanken in den letzten Stunden häufiger. Das war seltsam.

Doch darüber dachte Erdogan nicht nach, er hastete die Flure entlang und als er vor der Tür der Abschiedsträne stand, öffnete ihm ein junger Sklave. So betrat Erdogan erneut den Raum, klopfte an die Tür, ehe er eintrat und schloss sie hinter sich. Er fand den Key auf dem Bett liegend vor und Erdogan nahm dieses Bild in sich auf. Die Schwingen weit ausgestreckt und der blaue, schlanke Leib nackt in den weißen Laken. Ein seltsam anregendes Bild, auch wenn er nicht verstand, warum er das so empfand.

Völlig in seinen Gedanken und Erinnerungen versunken, hatte Ilavar das Klopfen nicht gehört ... erst, als sein Gast nähertrat, hob er den Kopf und lächelte, richtete sich auf und wisperte ein leises "Ihr seit zurückgekehrt, Herr.", ehe er verstummte und zu ihm kam, um die Fingerspitzen auf die harte Rüstung zu legen. Es war seltsam – doch dieser Krieger wärmte sein Inneres und ließ ihn förmlich vor Erwartung strahlen. "Möchtet ihr etwas essen oder trinken, Herr ? Soll ich euch massieren oder wünscht ihr ein Bad, während ich euch erzähle ? Ihr braucht eure Wünsche nur zu äußern."

"Danke." sagte Erdogan und wies Salcedo an, sich wieder seinen Platz zu suchen. Hier drinnen fühlte sich der junge Regent sicher und brauchte diesen Schutz nicht. "Ein Schluck Wasser würde mir reichen." erklärte er hastig, denn seine Neugier drängte ihn zu Antworten. Doch dann sah er Meodin wieder vor sich, der ihm erklärte, er würde zu wenig essen. Also fügte er an, dass eine Kleinigkeit vielleicht nicht verkehrt wäre.

"Dann aber will ich alles wissen." sagte er und stellte den kleinen Apparat auf den Tisch, der Gedanken in Bilder verwandeln konnte.

Mit einem leisen "Wie ihr es wünscht, mein Herr." löste sich Ilavar wieder, neigte kurz den Kopf und sendete zu einem Sklaven, damit dieser das Gewünschte bringen konnte. Keine fünf Minuten später klopfte es und der Geflügelte nahm dem Sklaven ein reichgedecktes Tablett ab, kehrte wieder in sein Zimmer zurück und richtete das Essen auf dem Tisch, wobei er darauf achtete, den seltsamen Apparat nicht zu berühren. Als er fertig war, zog Ilavar noch das Fell auf dem Divan ordentlich zurecht, kniete sich daneben und lächelte, als er ein leises "Bitte legt euch doch hin ..." zu seinem Gast sprach.

"Danke, ich werde aber lieber sitzen, sonst schlafe ich noch ein. Ich muss wissen, wie das funktioniert und ich habe keine Zeit zu verlieren." sagte Erdogan und ließ sich sinken, lockte mit einem Stückchen Brot den kleinen Birdell zu sich und dann war der quietschend wieder verschwunden. "Nimm dir auch, wenn du magst." erklärte er Ilavar, langsam hatte er es wohl raus, wie das mit Sklaven so funktionierte. Meodin war anfangs auch so steif gewesen, genaugenommen war er das immer noch. Erdogan lachte leise. Immer landeten seine Gedanken bei seinem Diener, dem Einzigen, der ihm nah kommen durfte.

Der junge Krieger nahm sich von den Speisen und rollte die Schultern.

Mit einem leisen "Gerne, Herr ... doch erst bedient euch selbst." kam Ilavar zu seinem Gast und begann, ihm ein weiteres Mal die Rüstung auszuziehen. Doch diesmal ging es wesentlich schneller und problemloser, da er sich gemerkt hatte, wo die Verschlüsse waren und welche Teile man zuerst wegnehmen mußte. Die einzelnen Rüstungsteile legte der Geflügelte behutsam auf die Seite und als er sie ausgezogen hatte, kam Ilaver hinter seinen Gast und begann gekonnt damit, die leicht verspannten Schultern des Anderen zu massieren. "Könnt ihr mir sagen, wie ihr das nachher tun wollt, Herr ? Ich kenne diese Maschine nicht und ich möchte euch nicht enttäuschen, Herr ..."

"Eigentlich ist da nicht viel zu beachten." sagte Erdogan leise stöhnend. Diese gekonnten Griffe in seine harten Muskeln waren eine Erlösung. "Wichtig ist nur, dass du dich entspannst. Es wird nicht weh tun. Ich werde ein paar der Drähte an deine Schläfen kleben, um dort die Gedanken zu bündeln, das ist alles." Er nahm eine Traube weißer Beeren und sammelte sie sich nach und nach ab. Sie waren herb und süß, angenehm auf der Zunge.

Ilavar nickte nur auf die Worte des Gastes und massierte noch ein wenig weiter ... die verspannten Muskeln waren nur Folgen von zuviel Streß und Sorgen, und der junge Geflügelte hoffte, daß er durch sein Wissen ein wenig davon lindern konnte. Erst, als sein Gast die restlichen Früchte gegessen und auch einen Schluck getrunken hatte, hörte Ilavar mit der Massage auf und kam wieder vor seinen Gast. Er war noch immer unsicher, doch dann legte er sich neben ihn, koste zärtlich über die breiten Brustmuskeln und lächelte scheu zu ihm auf, bereit für alles, was dieser Anführer mit ihm vorhatte.

"Fühlst du dich bereit oder brauchst du noch ein bisschen Zeit ?" wollte Erdogan leise wissen und strich sich die Haare aus dem Gesicht, er war aufgeregt, denn nie war er seinem Ziel so nah wie jetzt gewesen. Wenn es ihm möglich war, die Lebensweise und das Genom dieses Mannes zu kopieren, konnte er sein Volk wieder aufbauen, es stärken und endlich das Reich schaffen, von dem sie alle geträumt hatten. Er strich seinem Key über den Rücken und den Nacken und lächelte ihn an, denn er wollte Ilavar nicht hetzen.

"Tut mit mir, was ihr wollt, Herr ... ich gehöre euch vollkommen. Ich weiß allerdings nicht, was ich tun muß – könnt ihr mir es erklären, Herr ? Ich möchte euch nicht enttäuschen." Daß sein Gast ihn so zärtlich berührte, ließ Ilavar vor Wonne leise aufseufzen und er kam noch ein wenig näher, um die herrliche Wärme Erdogans auszukosten. Seine feinen Flügel hielt der Blauhäutige dabei sacht an der Seite, so daß sie über den Rand des Divans hingen und nicht im Weg umgingen.

"Eigentlich musst du gar nicht viel machen." sagte Erdogan leise und sah wieder rüber zu dem kleinen Gerät. Eigentlich wurde es bei Verhandlungen über Straftaten benutzt, um Zeugen zu verhören und zu sehen, ob sie die Wahrheit sagten. Aber jetzt würde es einen anderen Zweck erfüllen und vielleicht die Zukunft seines Reiches retten.

"Wenn du dich soweit fühlst," sagte er, auch wenn er wusste, dass er eigentlich das Recht zu befehlen hatte, "setzt du dich entspannt hin und ich werde ein paar Elektroden an deine Schläfen kleben. Es wird nicht weh tun." Es war ein Versprechen. Seine Wissenschaftler hatten lange daran getüftelt, viele Fehlschläge ertragen, aber nun war das Gerät ohne Gefahren benutzbar. "und dann einfach daran denken, was du mir zeigen willst. Das Gerät wird deine Gedanken in Bilder umwandeln, das was du siehst werde ich auch sehen, denn über einen Laser wird ein Hologramm erzeugt. Wenn es also Dinge gibt, die ich nicht sehen soll, versuche sie nicht zu denken." erklärte Erdogan und schoss kurz die Augen.

Mit einem kurzen Nicken gab Ilavar sein Einverständnis und schloß ebenfalls die Augen. Er konnte fühlen, wie sein Gast ihn am Kopf berührte und als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie einige Drähte an seine Schläfen geklebt waren. Doch er hielt still, da er ihn nicht stören wollte und wartete ab, was nun passierte. Die Warnung war eigentlich nicht nötig gewesen ... er vertraute seinem Gast und wollte ihm helfen, wo es nur möglich war.

"Wenn du dich dabei nicht wohl fühlst, sag es." erklärte Erdogan und schaltete das kleine Gerät ein. Es summte leise, weil der Laser sich auflud und so überließ er es erst einmal sich selbst und erklärte Ilavar, wie groß das Bild werden würde, daß die Farben nicht echt sein würden, weil man sich oft anders erinnerte als es war, und wo in etwa das Bild dann erscheinen würde.

"Ich dunkel ein Bisschen ab." erklärte er, als er hinter Ilavar trat, um die Vorhänge vor die Fenster zu ziehen. Dabei bemerkte er, wie nervös er war. Von diesem Key hing viel ab, eigentlich sollte er eine Belohnung bekommen, wenn es klappte.

Nun doch ein klein wenig nervös werdend, betrachtete der Geflügelte immer wieder die kleine Maschine und seinen Gast ... er verstand nicht, daß der Laser sich erst aufladen mußte und dachte schon, daß er etwas verkehrt machte, als ein kurzes Flackern in der Luft ihn ablenkte. Es war so schnell wieder verschwunden, wie es gekommen war und mit einem zögerlichen Schlucken versuchte Ilavar es ein weiteres Mal. Und diesmal erschien wirklich ein Bild aus seiner Erinnerung und wurde zunehmend klarer: Es zeigte einen sehr großen und kräftigen Krieger aus Ilavars Stamm, der ein nur wenige Wochen altes Kind beschützend in seinen Armen hielt und den Lustsklaven mit strengem, fast vernichtenden Blick ansah. Für einen Moment gelang es Ilavar, sich noch zu beherrschen – doch dann schluchzte er leise und bebte sacht, während Tränen über seine Wangen rannen und auf die Felle tropften, ohne daß der Blauhäutige es bemerkte.

Erdogan starrte fasziniert auf das Bild. Der große Mann war auf seine Art hübsch. Er selbst schätzte große kräftige Männer nur in seiner Armee, doch das hieß noch lange nicht, dass er Schönheit nicht zu schätzen wusste. Doch als er sah, wie Ilavar auf diese Bilder reagierte, sah er genauer hin. Freundlich sah der Mann nicht aus und so, wie er in Ilavars Richtung sprach, war es bestimmt nicht nett. Zwar war auch er blau von Kopf bis Fuß, aber die Farbe war dunkler, genau wie das Kind. So hell wie Ilavar waren die Beiden nicht. Warum zeigte ihm der junge Sklave dann diese Bilder ? War hatte es damit auf sich ?

"Wer ist das ?" wollte er leise wissen und strich zögerlich über die Schultern des Sklaven. Er war nicht gut im Trösten. Er hatte das noch nie gekonnt, nicht einmal bei Meodin, als dessen geklonter Bruder gestorben war. Er fühlte sich unbeholfen und irgendwie schuldig.

"Das ist ... war mein Gefährte und er hält unser Kind in seinen Händen. Das Bild zeigt sie, als der Häuptling mich verbannte - es war das letzte Mal, daß ich die Beiden sah. Ich habe fast vergessen, wie sehr ich sie vermisse, es ist ... es ist die Krankheit, die ich habe. Mein unstillbarer Hunger nach den Freuden des Körpers, deshalb wurde ich verbannt und deshalb ist mein Gefährte auch so zornig." Für einen Moment hob Ilavar die Hand und berührte das Bild vor sich – doch es flimmerte nur und so zog er die Hand wieder zurück, schluckte schwer und schloß einen Moment lang die Augen, um das Streicheln seines Gastes auszukosten. Es half ihm sichtlich und so hob er nach einigen Momenten wieder den Kopf und blickte den Krieger hinter sich an, lächelte zärtlich zu ihm und entspannte sich fühlbar, während die Tränen wieder versiegten. "Aber ihr wollt etwas anderes sehen, Herr ... und es ist mir eine Freude, es euch zu zeigen." Nachdem er geendet hatte, drehte Ilavar sich wieder um und erinnerte sich an das, was sein Gast sehen wollte - und nun klappte es besser, es waren schöne Erinnerungen und das Lächeln auf Ilavars Lippen vertiefte sich noch, als die Bilder in ihm nun sichtbar wurden. Sein Gast wünschte sich von ihm alles, das mit dem Zeugen und Austragen von Kindern in seinem Volk zu tun hatte und so zeigte es ihm Ilavar: Von dem Zeitpunkt an, in dem er das erste Mal mit diesem Krieger zärtlich wurde, der Nacht, in der sie entschieden, ein Kind zu zeugen und den mehr als nur innigen, sanften und doch leidenschaftlichen Sex, der es entstehen ließ. Die Momente, in denen der schlanke Geflügelte fühlte, wie er empfing und das Kind anfing, in ihm zu wachsen, und die Monate, die es in ihm wuchs und seinen Körper veränderte. Und schließlich auch der Moment der Geburt, bis zu dem Augenblick, in dem er sein Neugeborenes in die Arme nehmen durfte und es zärtlich berührte, ein Wunder, das aus ihm erwachsen war. Dann verblaßten die Bilder langsam und Ilavar legte sich erschöpft auf den Divan zurück – die Gefühle, die durch die Erinnerungen ausgelöst wurden, zehrten an seiner Kraft und erschöpften ihn, so daß er diese kurze Pause brauchte.

Erdogan hatte fasziniert zugesehen, aber begriffen hatte er das immer noch nicht. Der Körper des Mannes hatte sich komplett geändert, wie es bei verschiedenen Tierarten üblich war. Herrschte dort ein Überschuss eines Geschlechts, konnten sie ihre Körper einfach manipulieren und das andere Geschlecht annehmen. Es war so einfach gewesen ! Sie hatten mit den falschen Genen experimentiert. Das wurde Erdogan jetzt klar.

"Danke." sagte er, weil er sich schäbig vorkam, in etwas gewühlt zu haben, was ihn eigentlich nichts anging. Doch es war aufschlussreich gewesen. "Kannst du mir das eine oder andere noch erklären ?" War das ein willentlicher Prozess oder nur eine Reaktion des Körpers auf den richtigen Partner. Steuerte der Körper des Fa-k'rems die Wandlung durch Nervenreize oder durch Hormone ? Der junge Herrscher war aufgeregt. So nah war er seinem Ziel noch nie gewesen !

"Die Organe, die es braucht um ein Kind auszutragen, sind schon in unseren Körpern ... doch es passiert erst, wenn wir es wirklich wollen. Der Wunsch nach dem Kind ist der Auslöser, daß man bereit wird – und durch den Sex wird es dann empfangen, Herr. Ich kann es euch leider nicht anders erklären, ich bin kein Heiler ... sie wissen darüber besser Bescheid als ich, ich habe nie richtig aufgepaßt, wenn sie es erklärt haben." Diese Tatsache beschämte Ilavar bis ins Mark – denn einerseits wäre dann vielleicht nicht so vieles falsch gelaufen und andererseits hätte er nun seinem Gast mehr helfen können. "Aber vielleicht ist es euch möglich, daß ihr um Informationen nachfragt ? Als ich hierher kam, hat Meister Gondor bei meinem Volk nachgefragt, damit er wußte, was zu vermeiden ist." Dieser Gedanke ließ den jungen Blauhäutigen wieder lächeln, denn so konnte sein Gast an das nötige Wissen kommen.

Überlegend hatte Erdogan ihm zugehört und nickte immer wieder einmal. Die Organe waren also schon vorhanden, sie mussten nur aktiviert werden. Er hatte sich auf einem kleinen Pad Notizen gemacht, die er für wichtig hielt, auch seine eigenen Gedanken dazu und sah nun wieder auf. "Eine gute Idee, ich werde mich noch mit dem Palastmeister besprechen, ob er mir die Koordinaten deines Heimatplaneten geben kann. Aber ich danke dir, daß ich so in deine Intimsphäre vorspringen durfte." sagte er leise und lächelte.

Irgendwie hatte er den Drang, Ilavar etwas dafür zurückzugeben und strich ihm durch die Haare, massierte seinem Key den Nacken.

"Wie wäre dein Leben, wenn du nicht hier wärst ?" fragte er etwas völlig anderes, weil es ihn interessierte. Die Bilder zu sehen, die wütenden Gesichter, das hatte ihn betroffen gemacht.

"Leer, Herr. Mein Volk verbannte mich wegen meiner ... Neigung, es war nicht mehr möglich, dort zu bleiben, auch wenn es sich nicht weitervererbt. Hier ist es schöner, hier kann ich es völlig ausleben und damit die Kunden zufriedenstellen, ich bin gerne hier, Herr. Sogar einen Kunden wie euch, Herr – obwohl ihr von mir nicht unbedingt die Freuden der Lust erleben wolltet, sogar euch konnte ich zufriedenstellen." Das war etwas, das den jungen Geflügelten sehr freute und er genoß es, daß sein Gast ihn so zärtlich liebkoste. Es tat ihm mehr als nur gut und man sah dies auch an seinen entspannten Zügen und dem sanften Lächeln, das seine Lippen zierte und auch in den tiefblauen Augen lag, die Erdogan anhimmelten.

"Das heißt, dich zum Dank dafür, dass du mir und meinem ganzen Volk einen großen Dienst erwiesen hast, freizukaufen und dir die Freiheit zu schenken, wäre für dich eine Strafe und keine Belohnung." überlegte Erdogan leise, doch er wollte Ilaver gern zeigen, dass er ihm wirklich dankbar war und es sollten nicht nur leere Worte und ein feuchter Händedruck sein. "Kann ich nicht irgendetwas für dich tun, um dir zu zeigen, wie sehr du mir geholfen hast ?" fragte der junge Herrscher leise und streichelte weiter, denn er spürte, wie gut Ilavar diese Nähe tat.

Bei den Worten seines Gastes war der Geflügelte leicht erschrocken, doch er entspannte sich wieder, als er hörte, daß Erdogan diesen Gedanken nicht nachgehen würde. Die sanfte Frage ließ ihn jedoch aufhorchen und seine Wangen wurden etwas dunkler, als er scheu zu ihm wisperte. "Wenn ihr vielleicht ... noch einmal mit mir die Freuden der Felle teilen wollt, Herr ? Ich wünsche mir von euch nichts anderes als das." Noch während Ilavar sprach, streichelte er zärtlich über die Wange und den Kiefer seines Gastes, ließ die sanften Fingerspitzen weiterwandern und erschauerte sacht, als er die spielenden Brustmuskeln bei den Atemzügen fühlen konnte.

Kurz erschauerte Erdogan, zwar hatte er sich etwas in der Art schon gedacht, aber er nickte. Er hatte Ilvar die freie Wahl gelassen und er würde sein Wort halten. "Gern, wenn es das ist, was du dir als Lohn ausgesucht hast." sagte er leise und ließ seine Hände tiefer wandern, über die Schultern und die Arme, griff die schlanken blauen Hände, um Ilavar langsam zum Bett zu ziehen. "Sag mir, was du wünschst. Sag mir, wie ich dir meine Dankbarkeit zeigen kann. Dieses mal soll nicht ich es sein, der die Freuden allein empfängt."

Der Geflügelte folgte ihm freudig und strahlte regelrecht, als er die Worte seines Gastes hörte. Ohne, daß er es bemerkte, löste sich auch wieder der Pheromonstaub seiner Schwingen und wehte zu ihm, während Ilavar sich an den herrlichen Körper des Kriegers schmiegte und ihm leise ins Ohr wisperte. "Ich wünsche mir, daß ihr euch gehen läßt und mir eure Leidenschaft zeigt, Herr, euer tief verborgenes Feuer ... immer und immer wieder, so lange es euch gefällt." Und noch während er dies zu ihm sagte, schob der Blauhäutige ihn sanft zum Bett, zog ihm die restliche Kleidung aus, sobald sie dort angekommen waren und lächelte, als er ihn auf die weichen Felle drückte und sich auf ihn legte. Dieses eine Mal zeigte Ilavar, daß er auch ein klein wenig dominant sein konnte ... auch wenn es nur deshalb war, damit ihn dieser kräftige Krieger unterwarf und ihm seine tiefste Leidenschaft zeigte.

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